Mittwoch, 26. Dezember 2012

Rezension zu "Der größte Raubzug der Geschichte"

Nachdem ich bereits zwei Kapitel aus dem Buch verlinkt habe, die mich auf das ganze Werk gespannt sein ließen, schenkte ich es mir kurzerhand selbst zu Weihnachten und habe es gerade fertiggelesen.
Leider muss ich sagen, dass es die zwei besten Kapitel waren, die im Netz gelandet sind. Das Buch ist eher eine lange Material- und Zitatesammlung, als ein klassisches Sachbuch und bezüglich der Quellen haben sich die Autoren in der Regel nicht die Mühe gemacht nach dem Original zu suchen, sondern aus Sekundärquellen wie Zeitungen und Webseiten zitiert.
Ich teile zwar grundsätzlich die Empörung der Autoren über viele Machenschaften der "Hochfinanz" und der Politik, finde unser (Kredit-)Geldsystem ebenfalls widersinnig und z.T. pervers, aber ich hätte mir in einem Sachbuch mehr Detailtiefe bei so spannenden Fragen wie "Wie ensteht Geld überhaupt?" erwartet, die das Buch zu beantworten vorgibt. Leider werden diesen grundsätzlichen Themen wenige Seiten gewidment, der große Rest ist eine Art Pressemappe aus den vergangenen fünf Jahren "Finanz-" bzw. "Eurokrise". Die Buchgeldschöpfung durch private Geschäftsbanken wird z.B. nach meinem Verständnis einigermaßen korrekt wiedergegeben, d.h. es wird die Geschichte vom Geldmengenmultiplikator erzählt (die Realität ist noch "empörender"), wobei der Eindruck suggeriert wird, dass diese Banken bei der Staatsfinanzierung genauso vorgehen, wie z.B. bei einer privaten Hypothek, also über eine Bilanzverlängerung (das komplizierte Thema "Refinanzierung" sparen die Autoren leider aus und lassen meine Wissenslücke da so groß als wie zuvor). Das ist meines Wissens schlicht falsch, wobei ich durchaus offen für eine entsprechende Belehrung wäre.
Generell möchte ich den Autoren keine unredlichen sondern hehre Motive wie "Aufklärung" unterstellen, allerdings mißfällt es mir dann umso mehr, wenn schlampig (oder garnicht) recherchiert wird, sondern nur Schlagzeilen übernommen werden. Ein Beispiel fanden die Autoren offenbar so skandalös, dass sie es gleich zweimal verwendeten, inkl. des gleichlautenden Zitates (S. 168-169 und 319-320), nämlich die Unsicherheit des "Einlagensicherungsfonds der privaten Banken" (korrekt "Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken"). Über dieses Thema kann viel geschrieben werden und ich halte die diversen Einlagensicherungsfonds und die politischen Versprechen auch für fragwürdig, aber das dort verwendete Urteil des Landgerichts Berlin ist bei weitem weniger skandalös, als es der zitierte Handelsblatt-Artikel suggeriert. Ich hatte damals einen entsprechenden Artikel aus der Süddeutschen u.a. so kommentiert.
"Wie im Urteil, das der SZ-Journalist vermutlich nicht gelesen hat (er wird ja auch nur für`s Schreiben bezahlt) genau dargelegt wird, geht es um eine Teil-Zahlung aus einem Filmvermarktungsvertrag, die Lehman am 22.12.08 hätte bezahlen müssen. Am 28.10.08 hatte das BAFIN Lehman aber bereits für zahlungsunfähig erklärt. Ich bin kein Jurist, aber ich bin mir recht sicher, daß der Entschädigungsfonds der Banken hätte zahlen müssen, wenn Lehman das Geld z.B. bereits auf das Konto des Filmfonds eingezahlt hätte, es also bereits eine Sichteinlage gewesen wäre (dann hätte höchstens noch ein Konkursverwalter Anspruch darauf erheben können, wenn es an der Rechtsgrundlage für die Überweisung gemangelt hätte).

Jedenfalls würde ich aus dem Fall nicht ableiten, daß "Bankkunden bei Pleiten ihres Instituts künftig stärker dem Gutdünken des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) ausgesetzt" seien und ich glaube, ich bin bislang nicht als Lobbyist der privaten Bankenlandschaft aufgefallen. Im Gegenteil. Ich finde "Privatbank" ist heutzutage in unserem Bailout-Zombie-Staatskapitalismus so ein Oxymoron, daß man "Privatbanken" auch gleich alle verstaatlichen kann, damit sich wenigstens deren Vorstände nicht bereichern können."

http://bavaria-for-ron-paul.blogspot.de/2010/12/einlagensicherung-gefahrdet.html

Andere Stellen aus dem Buch sind leider ähnlich oberflächlich alarmistisch und bzgl. möglicher Lösungswege für das eigene Privatvermögen bleiben die Autoren ebenfalls recht nebulös, ausser dass man wohl Edelmetalle und andere "Sachwerte" kaufen solle. Warum z.B. das Papiergeld "US-Dollar" während der letzten Krise fast durch die Decke ins (theoretisch) unedliche gestiegen wäre, erklären die Autoren nicht, wie auch im gesamten Buch überhaupt nicht auf die Thematik "Deflation" eingegangen wird, da die Autoren ja immer nur das "aus dem Nichts" geschaffene Geld sehen - obwohl sie ständig betonen, dass wir in einem Kreditgeldsystem leben und wirtschaften, wo es praktisch kein "Nettogeld" gibt.
Die Liste der widersprüchlichen Aussagen, deren Ausarbeitung ein wirkliches Sachbuch gefordert hätte, ist leider zu lang für meinen Geschmack und die inhaltlichen Fehler zu häufig, dafür dass die Autoren den Eindruck erwecken wollen, besondere Experten zu sein (bsp. S. 187 und was da über Terminkontrakte geschrieben wird: "Ein Future ist eine Option, die schlicht und einfach niemals fällig wird", was schlicht und einfach falsch ist, siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Future).
Empfehlen kann ich das Buch daher leider nur denjenigen, die die letzten fünf Jahre verschlafen haben und eine nette Zusammenfassung der Geschehnisse rund um das Thema "Finanzkrise" benötigen.

Montag, 24. Dezember 2012

Black Swans

If you don`t want to read Taleb, Rickards etc., here`s all you have to know about "black swans" in the financial markets (and who is to blame):

“In an economic system, if the goal of the authorities is to reduce some particular risks, then the sum of all these suppressed risks will reappear one day through a massive increase in the systemic risk and this will happen because the future is unknowable”.

Karl Popper

(quoted according to Charles Gave in John Mauldins most recent must read "Outside the Box"-Letter).

And I might add: that day you will regret having scorned gold and bitcoins and laughed at "survivalists" (and I actually personally hope that CTAs will come back alive and kicking).

Samstag, 15. Dezember 2012

Chris Martenson über den Irrsinn "Quantitative Easing 4"

"Once upon a time, it would have been considered in bad taste to suggest that the world was being centrally managed in secret by a small-ish cabal of bankers whose actions served to either prop up the excessive spending habits of the very governments that conferred upon them the power to print money, or to bolster the health and profits of the banks they mainly serve.
That was then. Today you can just read about it in the Wall Street Journal."

Must read article by the always brilliant Chris Martenson:

QE 4: Folks, This Ain't Normal - What You Need To Know About The Fed's Latest Move

http://www.zerohedge.com/news/2012-12-14/qe-4-folks-aint-normal-what-you-need-know-about-feds-latest-move

On the current market conditions (Hayek must be rolling in his grave...):

"The markets are now well and truly broken.  Not because they don't conform to my predictions, but because they are no longer sending useful price signals.  Instead, my hypothesis here is that the markets are now just a giant and rigged casino, where a relative handful of big firms and other tightly coupled players are gaming their orders to take advantage of this flood of money.

When your central bank badly misprices money and then bids up everything related to bonds, nothing can be reasonably priced.  Risk is mispriced; the few remaining investors (as distinct from speculators, which are now the majority) are forced to accept both poor yields and higher risk – so we know the price of everything, but the value of nothing."

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Post Traumatic Crash Disorder

Ich frage mich jeden Tag ob ich auch darunter leide, aber irgendwie glaube ich weiterhin, dass der traumatische (Salami?-)Crash erst noch kommt.
Woran erkennt man, dass man selbst zum irrationalen Aktien-Permabären geworden ist?

“After two stock collapses in one decade—2000-2002 and 2007-2009—along with scandals, the rise of high-frequency trading and worries over Washington’s ability to rein in debt, Americans are pulling out of the market. Individual investors yanked a net $900 billion from U.S. equity funds since January 2000, according to fund flow tracker EPFR Global. Stocks and stock mutual funds now make up 37.9% of the average U.S. household’s financial assets, down from 50.5% during the height of the tech-stock boom in 2000, according to the U.S. Federal Reserve.”

http://www.ritholtz.com/blog/2012/12/post-traumatic-crash-disorder/

Solange es solches "Bärenfutter" gibt, schaffe ich es einfach nicht "bullish" zu sein:

Secular Bear Markets - Volatility Without Return by John P. Hussman, Ph.D.

Auszug:

"Present market and economic conditions highlight a fairly dramatic disparity between continued economic and valuation headwinds (particularly on a “cyclical” horizon of 18-24 months) and complacent short-term conditions that rest on the continuation of massive monetary and fiscal imbalances. It’s obvious even from a casual observation of economic conditions that these imbalances are inconsistent with a healthy economy; short term interest rates near zero, monetary base at 18% of nominal GDP (more than twice the level that would be consistent with short-term yields at even 2%), and a Federal deficit near 10% of GDP. Because it is an accounting identity that the deficit of one sector must be the surplus of another, and neither consumers nor our trading partners are running surpluses, it follows that our massive Federal deficit has temporarily driven corporate profit margins to historic highs about 70% above their norms even while wages as a percent of GDP have reached a record low.

Despite these imbalances, as long as Wall Street collectively closes its ears and hums, everything seems to be just fine. Sure, valuations are rich on the basis of normalized earnings, but stocks have performed well in hindsight. Sure, short-term interest rates are at zero, but investors have found what they believe is value in the higher interest rates available on junk debt. Sure, the labor force participation rate has plunged back to 1980 levels while every cohort of the population has lost jobs in the past 3 years except workers over the age of 55, but the payroll figures remain positive to-date. Sure, Europe is already in recession, with a largely insolvent banking sector, but for now, words have been enough to talk investors down from concern about any of that...."

Die Lage bleibt undurchsichtig, oder wie der Fondsmanager und Börsensentiment-Experte Stefan Riße kürzlich schön formulierte:

"Fazit: Das Stimmungsbild zu lesen gleicht derzeit wieder der Interpretation eines expressionistischen Bildes."

Ist die Stimmung viel zu gut? ‎(11. ‎Dezember ‎2012, ‏‎12:14:55)

 
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