Freitag, 10. Juni 2016

Bilderberg 2016: Der Tag der Ankunft

Am Tag des offiziellen Bilderberg-Konferenz-Beginns machte ich mich wieder erwartungsfroh auf den Weg in die wunderschöne Dresdner Altstadt, war mir doch ein "Kampftag" angekündigt worden. Gemeint war damit ein harter anstrengender Arbeitstag für die Vertreter der (alternativen) Medien, die sich wieder am Absperrungszaun und auf der Galerie des angrenzenden Residenzschlosses postiert hatten, um möglichst gute Bilder der ankommenden Konferenz-Teilnehmer zu machen. Einige waren auch am Flughafen, um sich dort Personenkontrollen zu unterziehen und ankommende Privatjets abzulichten. Ich aber hielt am Hotel Ausschau nach den großen schwarzen Limousinen mit abgedunkelten Fonds-Scheiben und Stuttgarter Kennzeichen, die in unregelmäßigen Abständen entweder auf den Innenhof vorfuhren oder Richtung Tiefgarage zum Hintereingang. Der größte Traum eines Bilderbergbildjägers ist es, einen Teilnehmer zu fotografieren, der nicht auf der offiziellen Teilnehmerliste steht. Ob das am ersten Tag gelungen ist, weiss ich bis dato nicht. Die anwesenden Bilderberg-Veteranen vermuteten allerdings naheliegenderweise, dass die in den Karossen Richtung streng abgeriegelter Tiefgarage sitzen würden und ich fragte mich, weswegen nicht einfach gleich alle diesen Weg nehmen. Unter denen, die offenbar kein Problem damit haben, abgelichtet zu werden, befand sich u.a. Thomas Enders, der Chef des Konferenz-Sponsors Airbus, Ex-Weltbank-Chef Robert ZoellickHenry KissingerPhilip Mark Breedlove, frischer Ex-Oberbefehlshaber des United States European Command auf möglicher Jobsuche und der Ökonom Hans-Werner Sinn. Deren Anwesenheit dokumentierten u.a. auch Reuters, die DPA und möglicherweise auch der MDR, um die drei Vertreter der Presse zu nennen, die mir begegnet sind und die gemeinhin für so seriös gehalten werden, dass ihre Anwesenheit vor Ort sie nicht zu "Verschwörungstheoretikern" macht. Russia Today war auch da, ich weiss aber nicht, als was die derzeit gelten. 
Für die musikalische Untermalung sorgte ein Lautsprecher einer kleinen Gruppe, die sich etwas abseits des unmittelbaren Sperrgebiets postiert hatte. Nachdem auch immer wieder Redner das Mikrofon ergriffen hatten und ich Begriffe wie "Weltjudentum" aufgeschnappt hatte, machte ich mich auf den Weg, in der Hoffnung endlich auf "Rechte Verschwörungstheoretiker" zu treffen, die nach der Wahrnehmung einiger Medien offenbar die einzigen sind, die Bilderberg "für ihre Zwecke instrumentalisieren". Und tatsächlich, die drei bis vier Personen, die sich um den kleinen Bus mit Dieselgenerator versammelt hatten, dürften sogar waschechte Rechtsradikale sein. Wer das anders als ich genauer wissen will, kann sich hier informieren: www.europaeische-aktion.org
Ich hatte genug gehört, nachdem ein Redner geklagt hatte, dass die "BRD-Diktatur", die ihn für drei Jahre "wegen einer Meinungsäußerung" ins Gefängnis gesteckt hatte, schlimmer sei als die "Regimes in Russland, China und Nordkorea" und er dabei das "3. Reich" vergessen hatte. Immerhin, das noch zu etablierende oder noch nicht untergegangene "Deutsche Reich" werde - so der mir unbekannte Redner - Meinungfreiheit wieder sicherstellen, wenn die Meinungen nicht zu Gewalt aufrufen und in intellektueller Sachlichkeit vorgetragen werden würden.
Zurück am Hotel wurde ich dann Zeuge, wie zwei junge Amerikaner oder Kanadier mit einem Polizeimannschaftswagen abgeführt wurden, weil sie schon wieder in dem Bereich Plakate hochgehalten hatten, in dem die Bilderberger offenbar partout keine haben wollten, nämlich rund um den Absperrungszaun. Die journalistische Akkuratesse zwingt mich allerdings zu der Präzisierung, dass nicht alle Plakate problematisch waren. Der geneigte Leser kann mal raten, welches nicht beanstandet wurde und welches dann zur Verhaftung führte (der männliche Plakathalter wurde sogar über Nacht festgehalten):



Das nächste Tageshighlight war die von mir mit Spannung erwartete NPD-Kundgebung unweit der oben erwähnten Kollegen auf dem Postplatz. In froher Erwartung eines Riefenstahlesken Fahnenmeers in der bekanntermaßen ultra-über-rechten Nazi-Bastion Dresden machte ich mich auf den Weg, um vor Ort feststellen zu müssen, dass auf diese Ossis einfach kein Verlass ist und zumindest an diesem Tag definitiv mehr Bilderberger als Nazis in Dresden unterwegs waren (zur Klarstellung: Bilderberger sind für mich keine Nazis, sondern schlimmstenfalls und nur vereinzelt Faschisten, weil ihnen das egalitäre Gehabe der nationalen Sozialisten abgeht. Aber das ist nur meine Meinung.).



Zurück am Hotel konnte ich noch beobachten, wie Luke Rudkowski gerade Charlie Skelton interviewte. Wer unbedingt etwas gehaltvolles zum Thema Bilderberg und das Thema "Verschwörungstheorien" an sich und ansonsten hören will, kann das Ergebnis hier betrachten:


Alle anderen können mir gedanklich zum nächsten Happening folgen, das sich vor unseren Augen abspielte. Es hatte sich eine Menschentraube gebildet, die sofort von einem Polizeikordon umzingelt wurde und ihre Plakate schon eingerollt hatte, bevor ich sie überhaupt sehen konnte. Wie sich herausstellte, war die einzige politische Partei, die sich in die Absperrzone getraut hatte niemand anderes als DIE PARTEI.

Da das zählen von schwarzen Maybachs langsam bilderboring geworden war, schloss ich mich dem Tross an und wir zogen zu den Klängen von "Die Partei hat immer recht" Richtung Schlossplatz. Unterwegs erklärte mir ein Mitglied, dass die PARTEI eigentlich nur die bilderberger Wirtschaftsflüchtlinge aus aller Welt willkommen heissen wollte. Wir bedauerten beide das Missverständnis. Auf meine Frage, was die Haltung der PARTEI zu Bitcoin sei, wurde ich an einen offenbar anwesenden Parteifunktionär verwiesen. Leider kam ich nicht dazu, das Thema zu vertiefen, denn wir sahen bereits aus der Ferne die nächsten Plakathalter auf dem Schloßplatz, die uns mit breitem Grinsen freudig entgegenkommen sahen. Es stellte sich allerdings heraus, dass es ein knappes Dutzend leibhaftige Pegidisten waren und so sah sich die omnipräsente Polizei genötigt, eine mögliche Konfrontation zu verhindern.



Allein, die Stimmung war freundlich, obwohl die Sympathien eher einseitig auf Seiten der Pegidisten lagen und die einzigen heftigen Wortgefechte entbrannten dann auch zwischen einer Pegida-Dame, einem niederländischen Pegida-Vertreter auf der einen und einem zufällig vorbeiradelnden Antifaschisten auf der anderen Seite, der speziell die Dame wutentbrannt z.B. als Rassistin bezeichnete, was diese wiederum sichtlich aufregte. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der Dame um Tatjana Festerling, einer lokalen Größe von Pegida. Da die PARTEI-Mitglieder sich in alle Himmelsrichtungen verstreuten, beschloss ich mich noch ein wenig mit den Pegida-Leuten zu unterhalten und muss auf die Gefahr hin möglicherweise der Anfänge nicht ausreichend zu wehren und von ihrer populistischen Gehirnwäsche vereinnahmt worden zu sein konstatieren, dass die eigentlich ganz nett waren. Frau Festerling überraschte mich z.B. mit dem Bekenntnis, dass sie sich selbst als Anarchokapitalistin bezeichnen würde und wir in Roland Baader und Hans-Hermann Hoppe sogar Heroen teilen. Falls nötig stelle ich gerne fest, dass ich nicht alles teile, was Frau Festerling jemals gesagt hat und noch sagen wird, aber Angst und Bange ist mir bis auf weiteres nicht. Insgesamt wirkte die Gruppe wie Leute, die ich vom Habitus und Duktus so Richtung CDU eingeordnet hätte , aber was weiss ich schon...

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