Dienstag, 24. Juli 2007

Ron Paul in der Märkischen Allgemeinen

Als (meines Wissens) erste deutsche Tageszeitung hat die Märkische Allgemeine Ron Paul heute einen Artikel gewidmet:

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10981754/492531/

Ein Urgroßvater will Präsident der USA werden
Der Republikaner Ron Paul ärgert seine Partei vor einem Millionenpublikum, spielt jedoch nur eine Außenseiterrolle
MARKUS GÜNTHER WASHINGTON

Wie gut kennen Sie die USA? Machen wir die Probe aufs Exempel: Der Abgeordnete Ron Paul hat von Anfang an gegen den Irak-Krieg votiert, er hat auch gegen den Patriot Act und das Verfassungsverbot von Homo-Ehen gestimmt, und in seinem texanischen Wahlkreis unterstützt George W. Bush regelmäßig die Gegner von Ron Paul, um dessen Wiederwahl zu verhindern. Einfach, nicht wahr? Aber hier kommt die Pointe: Ron Paul ist Republikaner. Mehr noch, er will Präsident werden und tritt in den Primaries gegen Giuliani, McCain und Co. an. Und Pauls Umfragewerte haben sich in den letzten Monaten verdreifacht!Zugegeben, jetzt haben wir den Spaß ein bisschen übertrieben. Denn Pauls Umfragewerte haben sich zwar verdreifacht, aber eben nur von einem auf drei Prozent. Er ist und bleibt ein krasser Außenseiter. Aber er ist eine der faszinierendsten Figuren dieses kuriosen frühen Wahlkampfes, und er gewinnt immer mehr Freunde quer durchs politische Spektrum.Der knapp 72 Jahre alt Texaner, Vater von fünf Kindern, Großvater und Urgroßvater, früher Landarzt, jetzt Kongressabgeordneter in seiner zehnten Legislaturperiode, ist ein Phänomen, wie es nur die amerikanische Politik hervorbringt. Sogar junge Leute begeistern sich für den gutmütig-onkelhaft daherkommenden politischen Querkopf: Auf den Internetseiten "Youtube" und "MySpace" hat kein Präsidentschaftskandidat außer Barack Obama so viele Fans wie Ron Paul.Aber warum? Paul bietet einen Politmix, wie er in der amerikanischen Politik selten geworden ist. Er ist extrem liberal, misstraut dem Staat und der Regierung, er ist christlich und bodenständig, pazifistisch und für einen Politiker erstaunlich uneitel.Als einziger republikanischer Parlamentarier stimmte er 2003 gegen den Irak-Krieg. Und auch heute hat Paul in Sachen Irak eine klare Position: "Einfach raus!" Selbst die Anti-Kriegs-Kandidaten auf der linken Seite des politischen Spektrums sind nicht so radikal, sondern sprechen lieber von "Stufenplänen" und "Phasenlösung". Ron Paul verspricht: "Als Präsident ziehe ich unsere Truppen ab, sofort, alle." Das mag politisch unklug sein, aber es ist populär, zumal sich Kandidaten wie Hillary Clinton zum Irak-Krieg so differenziert ausdrücken, dass man nicht versteht, was sie eigentlich wollen.Kaum jemand teilt zu 100 Prozent seine bisweilen sehr eigenwilligen Ansichten, aber viele begeistern sich für den charakterstarken Mann, der gegen Abtreibung und illegale Einwanderung, aber auch gegen die Rüstungsindustrie und die Waffenlobby kämpft. Dass auch viele Linke, Studenten und Globalisierungsgegner auf ihn aufmerksam geworden sind, hat damit zu tun, dass Paul die USA in seinem Wahlkampf fortwährend als "imperialistische Macht beschimpft", die sich als Weltpolizist aufspiele, Kriege vom Zaun breche und sogar die Terroranschläge vom September 2001 provoziert habe. Damit bringt er das Establishment der eigenen Partei in Rage, findet aber immer mehr Zuhörer.Und da er in den Fernsehdebatten die gleiche Redezeit bekommt wie die Favoriten, kennt ihn neuerdings ein Millionenpublikum, und das verblüfft er immer wieder: "Wir sollten aus der Nato austreten und unsere Unterstützung für Israel einstellen", sagte er neulich zum Entsetzen der etablierten Kandidaten auf der Bühne. Doch es sind solche Tabubrüche, die Ron Paul populär machen. In South Carolina sprang das Publikum letzte Woche sechzehn Mal von den Sitzen auf und unterbrach ihn mit Applaus. 2,6 Millionen Dollar Wahlkampfspenden hat er eingesammelt – für einen Außenseiter wie ihn eine enorme Summe. Am letzten Wochenende bezog sein Wahlkampfteam neue Büros und rüstet weiter auf.Am Ende, die Prognose sei gewagt, wird Ron Paul nicht Präsident werden. Er wird auch nicht die Kandidatur seiner Partei gewinnen. Aber er erinnert seine Partei und das politische Publikum daran, dass nicht alle Republikaner so sind wie Bush und Cheney.

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