Sonntag, 22. Juli 2007

Ron Paul in der NY Times

Unter dem etwas sperrigen Titel "Die Anti-Kriegs-, Anti-Abtreibungs-, Anti-Drogen-Verfolgungsbehörde- und Anti-Medicare-Kampagne von Dr. Ron Paul" berichtet die New York Times in ihrem Wochenendmagazin ausführlich über Dr. Paul, seine Positionen und seine Unterstützer.
Meiner Meinung nach ist der Artikel fair, gut recherchiert und informativ, auch wenn dem Autor ein paar Mißverständnisse unterlaufen sind und der Kommentar ganz am Schluß, daß er nicht der nächste Präsident sein werde, überflüssig erscheint (Schaun`mer ´mal, sagt man hier in Bayern).
So ist es beileibe kein Widerspruch, wenn Ron Paul für die Abschaffung vermeintlicher Freihandelsbürokratien wie die WHO oder NAFTA eintritt, die den internationalen Freihandel regulieren und reglementieren. Er ist auch nur in dem Sinn gegen Abtreibung, als daß er eine Regulierung auf Bundesebene ablehnt und selbst, persönlich, "Pro Life" (also gegen Abtreibung) eingestellt ist. Letzteres ist, wie so oft bei ihm, eine seltene Unterscheidung und Einschränkung für einen Politiker, die nur allzu gerne persönliche Präferenzen zum Gesellschaftswillen erklären:

"Those who seek a pro-life culture must accept that we will never persuade all 300 million Americans to agree with us. A pro-life culture can be built only from the ground up, person by person. For too long we have viewed the battle as purely political, but no political victory can change a degraded society. No Supreme Court ruling by itself can instill greater respect for life. And no Supreme Court justice can save our freedoms if we don't fight for them ourselves."

Federalizing Social Policy, January 30, 2006


Es ist offenbar auch in den USA etwas exotisch, wenn ein Politiker eventuell sogar wünschenswerte Ergebnisse umzusetzen ablehnt, weil er die Politik dazu nicht legitimiert sieht und er es Sache der Bürger vor Ort sein lassen will, diese Ziele zu erreichen. Wir sind "Volksvertreter" gewöhnt, die entweder für oder gegen irgendetwas sind, aber auf jeden Fall immer dafür, sich darum zu kümmern und es zu regeln, um die eigene Existenzberechtigung auch niemals in Frage gestellt zu sehen.
Seine Ablehnung des "War on drugs" geht in die selbe Richtung. Dr. Paul lehnt die Methoden ab -z.B. die bundesstaatliche Verfolgung von Marihuana-Konsum -, was ihn aber nicht zum Befürworter von Drogenkonsum macht. Er will ihn nur nicht verbieten:

"Question:
Your solutions, on stopping drug trade, is, give up, give up to world drugs. I say zero tolerance, we use the military for aid, we stop it from getting into the country, we cut it off at the source. Why give up on that fight?

Ron Paul:
What you give up on is a tyrannical approach to solving a social and medical problem. We endorse the idea of voluntarism, self-responsibility, family, friends, and churches to solve problems, rather than saying that some monolithic government is going to make you take care of yourself and be a better person. It's a preposterous notion, it never worked, it never will. The government can't make you a better person, it can't make you follow good habits. Why don't they put you on a diet, you're a little overweight..."

The Morton Downey Jr. Show, July 4, 1988

Das macht wahrscheinlich einen großen Teil seiner Popularität unter denen aus, die ein Meetup-Gruppenleiter dem Artikel nach als "Wacko fringe group" bezeichnet - als durchgeknallte Splittergruppierung. Verschwörungstheoretiker, 9-11-Skeptiker, Kiffer, Goldstandardapologeten, evangelikale Christen, Pazifisten, Libertäre...sie alle wollen vom Staat in Ruhe gelassen werden. Bleibt zu hoffen, daß sie - was nicht bei allen selbstverständlich ist - Ron Pauls Botschaft verstanden haben:

How can I run for office and say I want to be a weak president? We need a strong president, strong enough to resist the temptation of taking power the President shouldn’t have.

Solange keine Gruppierung zu ihm kommt, um Sonderprivilegien zu erbeten, werden sie alle ihre Freude an Präsident Paul haben.

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