Donnerstag, 10. März 2011

PIMCO und die "Staatspapiere"

Mehrere Medien melden, daß der weltgrößte Anleihenfonds PIMCO Total Return (Allianz-Konzern) sich von "sämtlichen amerikanischen Staatspapieren" trenne. "Auf der Verkaufsliste von PIMCO steht alles, was irgendwie in Zusammenhang mit US-Anleihen gebracht werden kann: TIPS, AGENCIES, INTEREST RATE SWAPS, TREASURY FUTURES, OPTIONS, FDIC-GUARANTEED CORP SECURITIES." schreibt etwa MMNews, bezugnehmend auf eine Reuters-Meldung. Dort wiederum steht, daß PIMCO nun "ultra-bärisch" auf "die USA" geworden sei. Ich habe mich gefragt, was PIMCO denn mit dem Verkaufserlös angestellt hat, zumal nach meinem Verständnis Leute, die wirklich "ultra-bärisch" auf die USA sind, Dinge wie Gold, Silber, Munition und Lebensmittelkonserven kaufen - alles "assets", die schwerlich ihren Weg in ein reguliertes Wertpapiersondervermögen á la PIMCO Total Return finden können.
Reuters klärt uns auf:

"Overall, the Total Return fund is now mostly made up of mortgage and cash.

Cash and cash equivalent holdings surged to $54.5 billion as of February 28 from $11.9 billion at the end of January, comprising 23 percent of the PIMCO Total Return fund. Cash is defined as anything that has a duration of less than 1 year -- which can include Treasury bills."

Man kan jetzt darüber streiten inwiefern eine vom US-Bundesstaat garantierte hypothekenbesicherte Anleihe zB von Fannie Mae eine "government-related-debt-holding" ist oder nicht. Bisher dachten die Märkte nach meinem Verständnis "Ja, ist es", weil die Papiere nämlich sonst abgerauscht wären, wenn die FED sie nicht aufgekauft und Hank Paulson sie damals nicht explizit garantiert (= sie zur Staatschuld erklärt) hätte (Das rausholen der Bazooka, hat er das ja damals genannt). "Cash" wiederum ist in meinen Augen in unserem Kreditgeldsystem eine "goverment-related debt", siehe auch Wikipedia:

"Unter „T-Bills“ oder „Treasury Bills“ versteht man kurzfristige amerikanische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 4 (~1 Monat), 13 (~1/4 Jahr), 26(~1/2 Jahr) und 52 Wochen (~1 Jahr)[2]. Durch die hohe Liquidität in dieser Anleiheform zählen die T-Bills zu den wichtigsten Instrumenten im Geldmarkt. Bei der Berechnung der Verzinsung von T-Bills ist darauf zu achten, dass laut Bankenkonvention stets von 360 Tagen pro Jahr (und nicht von 365) ausgegangen wird. T-Bills sind Nullkuponanleihen, die durch Auktionen emittiert werden, bei denen der Disagio bestimmt wird."

Noch hat PIMCO selbst sich dazu nicht geäußert, aber ich kann mir schwer vorstellen, daß die nur Commercial Paper (also Geldmarktpapiere von nicht-staatlichen Emittenten, die ferner trotzdem auf US-Dollar lauten dürften) und nicht-garantierte Hypothekenanleihen gekauft haben und finde die Behauptung, PIMCO habe alles rausgeschmissen, was irgendwie mit der US-Regierung zu tun hat, drastisch überzogen. Insofern hätte es wohl eher heißen müssen: "Pimco reduziert drastisch die Duration seines US-Staatsanleihen-Portfolios" oder so. Aber wenn Ben Bernanke nicht erklären kann was "Geld" überhaupt ist, schäme ich mich auch nicht, wenn ich vielleicht einfach nur nicht mehr durchblicke.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vielleicht wissen die PIMCO-Leute von Insidern, dass nach Gelddrucken 2 nicht unmittelbar Gelddrucken 3 kommt?

Dann gehen die Zinsen wohl erst mal rauf und die Duration-Verkürzung zahlt sich aus.

Bleibt die Frage: warum shortet PIMCO nicht gleich die Langläufer? Oder darf der PIMCO-Fonds generell nur long sein?

Fabio Bossi hat gesagt…

Hi Christoph,

kenne mich mit US-Fondsrecht nicht aus, aber im Euro-Mantel darf der Total Return das nur über Futures (so wahr mir Gott helfe...).
In dem Kontext ist ja auch lustig, daß PIMCO angeblich auch keine Treasury-Futures mehr einsetzt. Die sind ja nun weder auf der Long- noch auf der Short-Seite "Staatspapiere", sondern höchstens Ansprüche darauf (long). Den Punkt habe ich garnicht behandelt, da ich kein Terminmarktexperte bin, aber keine US-Govie-Terminkontrakte mehr auf der Short-Seite einzugehen, weil die "irgendwas mit der US-Regierung" zu tun haben (wie die Artikel suggerieren), wäre für einen US-Bonds-Bären nachgerade bescheuert.

Fabio Bossi hat gesagt…

PS:

Würde nicht darauf wetten wollen, daß die US-Govies steigen, wenn QE3 ausbleibt, eher im Gegenteil...

Anonym hat gesagt…

Aber was erwartet PIMCO?

Die Duration-Verkürzung macht doch nur Sinn, wenn die Zinsen am langen Ende steigen werden...

 
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