Die Lage der japanischen Staatsfinanzen ist derzeit ein großes Thema an den Finanzmärkten, auch wenn in der amerikanischen Öffentlichkeit eher die amerikanischen und in der europäischen eher die griechischen Staatsfinanzen im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Die amerikanischen Investoren Mish Shedlock und Kyle Bass, der Hedgefondsmanager, der neulich im Untersuchungsausschuß ausgesagt hat, prognostizieren steigende Zinsen bei japanischen Staatsanleihen, weil dort die Inlandsnachfrage nach JGBs (Japanese Government Bonds) durch die alternde Bevölkerung nachlassen werde ("entsparen"). Die nebenstehende Graphik aus McKinseys neuer Studie zu "Debt and Deleveraging" zeigt, wie sehr die Nachfrage nach Staatsanleihen in Japan bisher vom Inland, von seinen Banken, Versicherungen, Behörden und Pensionskassen getragen wurde. Das war in der Vergangenheit auch das Ergebnis einer extrem hohen Abhängigkeit der japanischen Sparer vom eigenen staatlichen Anleihenmarkt, da über die heimischen Aktien- und Immobilienmärkte keine "Vermögenszuwächse" möglich waren. "Festgeld" und "Cash" ist in einem teuerungsarmen Umfeld und bei volatilen und langfristig gefallenen Aktien und Immobilien in der Mentalität der Japaner eben beliebter. Was aber, wenn erstens zunehmend die "Sparer" an ihr "Erspartes" wollen und zweitens die Teuerung anspringt?
Die Financial Times hat dazu diese Meinung:
"Now say that there was a debt crisis this year and yields on JGBs soar as buyers went on strike. The government has two basic options: (1) Hyperinflation - it prints money to buy JGBs or (2) Retrenchment - it savagely cuts spending, causing a deep recession, and commits to a credible path to control its debt."
Nach der FT hätte Japan (Regierung und Zentralbank) für den Fall eines steilen Zinsanstieges, der auf einer Flucht aus den eigenen Staatsanleihen herrühren würde, nur noch zwei Optionen:
- Hyperinflation, weil Japan Geld druckt, um Staatsanleihen zu kaufen (aka "Quantitative Easing").
- Haushaltskonsolidierung - massive Ausgabenkürzungen, die eine schwere Rezession auslösen und sich dazu verpflichten, einen glaubhaften Pfad die Schulden unter Kontrolle zu bringen (was auch immer das bedeuten soll)
Zu 1):
Obwohl ich als "Austrian" spontan zustimmen würde, daß "Quantitative Easing" hochinflationär ist, muß der Aufkauf von Staatsanleihen direkt durch die Zentralbank nicht zu einer monetären Inflation führen, die sich á la Weimar entlädt. Das "frisch gedruckte" Geld landet nämlich zunächst einmal nur auf den bei der Zentralbank gehaltenene Girokonten der diversen staatlichen Behörden, bei denen die "Erlöse" aus den "Anleihenverkäufen" geführt werden. Danach sickert das Geld seinen Weg in Zinszahlungen, Schuldentilgung und sonstige hoheitliche Aufgaben (die allerdings meistens noch das Gros ausmachen, selbst Griechenland finanziert noch etwa 70% seiner jährlichen Haushalte durch "Einnahmen" und nicht durch "Verschuldung"). Die Mengen an Kreditgeld, die heute notwendig wären, um wie damals in Weimar die Brotpreise explodieren zu lassen, müßten in meinen Augen schon durch den privaten Kreditsektor, durch Fractional Reserve Banking in Umlauf geraten. Das ist in Japan wie in Deutschland in einem binnenwirtschaftlich tendentiell "rezessiven" Umfeld eher schwer vorstellbar. Sie müßten nämlich auf Girokonten landen, die nur existieren, weil sich jemand verschuldet, also z.B. der Meinung ist, daß er eine Investmentgelegenheit sieht, die höher rentieren wird, als sein Schuldzins und eine Tilgungskomponente - und die entsprechenden Sicherheiten bzw. Startkapital hat.
Zu 2):
Der Ausgang einer "Haushaltskonsolidierung" ist - wie alle staatlichen Eingriffe in die Makroökonomie - nicht wirklich prognostizierbar. Politikern traue ich es in der Tat zu, irgendwie Hyperinflation auszulösen und sei es eben aus "politischer Dummheit", weil sie irgendwie tatsächlich einen abrupten Exodus der eigenen Bevölkerung aus der eigenen Währung hinbekommen, als Kolateralschaden irgendeiner "gutgemeinten" Maßnahme, die angeblich auf dem Willen eines vage definierten "Volkes" (in dem Fall halt "die Japaner") beruht. Fälle wie Griechenland oder Island (und Weimar Deutschland) sind gänzlich anders gelagert, weil dort vor allem die Auslandsschulden problematisch waren (also diejenigen Zahlungsverpflichtungen die die eigene Zentralbank EBEN NICHT aus der Presse bedienen konnte!).
Obwohl ich als "Austrian" spontan zustimmen würde, daß "Quantitative Easing" hochinflationär ist, muß der Aufkauf von Staatsanleihen direkt durch die Zentralbank nicht zu einer monetären Inflation führen, die sich á la Weimar entlädt. Das "frisch gedruckte" Geld landet nämlich zunächst einmal nur auf den bei der Zentralbank gehaltenene Girokonten der diversen staatlichen Behörden, bei denen die "Erlöse" aus den "Anleihenverkäufen" geführt werden. Danach sickert das Geld seinen Weg in Zinszahlungen, Schuldentilgung und sonstige hoheitliche Aufgaben (die allerdings meistens noch das Gros ausmachen, selbst Griechenland finanziert noch etwa 70% seiner jährlichen Haushalte durch "Einnahmen" und nicht durch "Verschuldung"). Die Mengen an Kreditgeld, die heute notwendig wären, um wie damals in Weimar die Brotpreise explodieren zu lassen, müßten in meinen Augen schon durch den privaten Kreditsektor, durch Fractional Reserve Banking in Umlauf geraten. Das ist in Japan wie in Deutschland in einem binnenwirtschaftlich tendentiell "rezessiven" Umfeld eher schwer vorstellbar. Sie müßten nämlich auf Girokonten landen, die nur existieren, weil sich jemand verschuldet, also z.B. der Meinung ist, daß er eine Investmentgelegenheit sieht, die höher rentieren wird, als sein Schuldzins und eine Tilgungskomponente - und die entsprechenden Sicherheiten bzw. Startkapital hat.
Zu 2):
Der Ausgang einer "Haushaltskonsolidierung" ist - wie alle staatlichen Eingriffe in die Makroökonomie - nicht wirklich prognostizierbar. Politikern traue ich es in der Tat zu, irgendwie Hyperinflation auszulösen und sei es eben aus "politischer Dummheit", weil sie irgendwie tatsächlich einen abrupten Exodus der eigenen Bevölkerung aus der eigenen Währung hinbekommen, als Kolateralschaden irgendeiner "gutgemeinten" Maßnahme, die angeblich auf dem Willen eines vage definierten "Volkes" (in dem Fall halt "die Japaner") beruht. Fälle wie Griechenland oder Island (und Weimar Deutschland) sind gänzlich anders gelagert, weil dort vor allem die Auslandsschulden problematisch waren (also diejenigen Zahlungsverpflichtungen die die eigene Zentralbank EBEN NICHT aus der Presse bedienen konnte!).
4 Kommentare:
Fabio, zu Deinem Kommentar unter 1):
Du hast im ersten Schritt sicher recht, wenn Du sagst, daß es nicht zu einer Inflation kommt, wenn die Zentralbank Staatsanleihen und damit die Schulden des Staates aufkauft. Wofür werden die Schulden aber gemacht? Zur Finanzierung von Zinszahlungen, Beamtengehälter u. deren Pensionen, Sozialtransfers und fragwürdigen Investitionen, die in einem Marktprozeß nie getätigt werden würden. Kurz: Schulden machen für Konsum. Dies führt ganz sicher in einer zeiten Schleife zu Inflation. Und es ist dabei unerheblich, ob die Schulden im Ausland wie zu Weimars Zeiten oder im Inland wie bei den Japanern gemacht werden. Die Geldmenge erhöht sich für einmaligen Konsum. Darauf kommst an.
Hi Karl,
danke für den Kommentar! Freue mich auf eine fruchtbare Diskussion zu diesem vetracktem Thema!
Zu Deiner Entgegnung:
Ich verstehe schon, was Du meinst. Der Effekt ist auch zweifellos "inflationär" - in einem Teilbereich des Marktes und der Ökonomie. Auf der anderen Seiten droht aber der Geldmenge für Konsum im Nicht-Banken-Umlauf (!) eine massive Schrumpfung durch Netto-Deleveraging im Nichtregierungsbereich. Der ist inzwischen in meinen Augen weit wichtiger.
PS:
Stell Dir das so vor:
Die FED kann garnicht soviele Schulden vom Schatzamt kaufen, wie weniger Geld durch Haus-, Auto- und Gewerbeimmobiliendarlehen geschaffen wird, was z.T. in den Boomjahren ja noch "gehebelt" wurde.
Ceterum censeo: ich weiß, daß ich nichts weiß.
PS:
Kam grad zufällig auf Zerohedge zu dem Thema:
http://www.zerohedge.com/article/guest-post-government-spending-bank-lending-and-inflation
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