Auf diese Rede von Christoph Blocher hat mich unser Ron-Paul-Meetup-Group-Mitglied Karl aufmerksam gemacht.
Und ja, lieber Karl, auch ich glaube: Wenn es in Europa einen libertären Politiker von ähnlichem Format wie Ron Paul geben sollte, so dürfte dies am ehesten Christoph Blocher von der SVP sein!
Hier Auszüge aus seiner Rede:
"Meine Damen und Herren, viele Bürger haben auch Erbarmen mit mir persönlich.
Ich danke, aber dies ist wirklich nicht nötig. Sie wissen gar nicht, was für Vorteile mir als ehemaligem Mitglied des Bundesrates zustehen.
So wird mir zum Beispiel von der Bundesverwaltung Trost spendend mitgeteilt, dass – sollte ich als ehemaliges Mitglied des Bundesrates einmal sterben – ich das Anrecht habe, dass mindestens zwei Mitglieder des Bundesrates an meiner Beerdigung teilnehmen werden – mit zwei Weibeln. (Sie verstehen, dass ich unter diesen Umständen alles daran setzen werde,
sicher erst nach dem Rücktritt der heutigen sieben Bundesräte zu sterben!)
Sollte meine Frau einmal sterben – wird mir weiter mitgeteilt – so wird bei der Abdankung meiner Frau ein Bundesrat teilnehmen – allerdings ohne Weibel.
Sie sehen, wir können unserer Beerdigung getrost entgegen sehen."
Die ganze Rede von Christoph Blocher gibt's als PDF hier.
PS: Wen's interessiert: Wir hatten am 12. Oktober 2007 schon mal einen Beitrag über Christoph Blocher: Die Schweiz wählt - na und?
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2. Teil, von Fabio:
Regelmäßige Leser wissen, daß wir uns hier die Arbeit teilen. Der obige Eintrag ist von Christoph -nicht Blocher, sondern dem Blogger, diese Zeilen sind von mir, Fabio. Ich habe mich mit Blocher kaum beschäftigt und er interessiert mich auch nicht so sehr. Ich habe aber durch die Medien diesen diffusen "Eindruck" vermittelt bekommen (Vorurteil?), daß er - wie ein Kommentator hier gleich schrieb - "am rechten Rand fischt", was auch immer das genau heißt. Es reicht aber, um mir ein vages Unwohlsein zu verschaffen und ich würde nicht meine Stimme für ihn so überzeugt erheben, wie für Ron Paul, sondern mich mangels Hintergrundinfos enthalten. Nun halte ich aber die Einteilung in "rechts" und "links" für völlig unbrauchbar und ich kenne sowohl Karl, als auch Christoph L. und beide sind überzeugte Individualisten, die niemals einen Menschen danach be- und verurteilen würden, welche Hautfarbe er hat oder aus welchem Land er kommt. Sie haben allerdings auch nicht dieses nervigen Reflex, der sie zB dazu bewegen würde, "sicherheitshalber" diese Selbstverständlichkeit klarzustellen, daß dem eben nicht so ist, wenn sie Themen ansprechen, die gemeinhin als "politisch sensibel" gelten (wer legt das fest und was sind die Kriterien??). Aus meiner Sicht sind sie genauso wenig "rechts" oder "links" wie ich, und die Differenzen, die wir haben mögen, drücken sich höchstens in persönlichen Präferenzen aus, die wir uns aber gegenseitig nicht aufzuzwingen gedenken und die den Dialog höchstens interessanter machen. Das liegt daran, daß ich beiden gegenüber eine liberale Unschuldsvermutung - in dubio pro reo - hege und niemals auf die Idee käme, sie mit Rassisten und sonstigen Kollektivisten in eine Schublade zu stecken, weil sie einen Typen gut finden, von dem der SPIEGEL den Eindruck zu erwecken sucht, er sei aggressiv xenophob. Ich finde nämlich, wir sollten uns nicht so leicht in vermeintliche Lager und Fraktionen spalten lassen, innerhalb derer wir dann hitzige aber für das Establishment völlig harmlose - ja ob ihrer systemkonformität sogar wetvolle und nützliche - Debatten ausfechten.
Überdenken wir doch ´mal einfach unsere politischen Reflexe und konzentrieren wir uns auf die offensichtlichen Gemeinsamkeiten, anstatt auf mögliche und angebliche Differenzen.
10 Kommentare:
Jemand der so offensichtlich am Rechten Rand fischt wie Blocher in der Schweiz, Koch in Deutschland oder Haider in Österreich, kann noch so viele gute Ideen haben. Er erscheint mir dennoch gefährlich und unberechenbar.
Ich habe folgendes Video gefunden, in welchem Blocher gegen die Jugendkriminalität insbesondere von Ausländern spricht:
http://de.youtube.com/watch?v=rWLVvo7XW-g
Es ist nicht fair nur härterer Strafen zu fordern und nicht gleichzeitig die Ursachen für die mutmaßlich gestiegene Jugendkriminalität zu bekämpfen. Eine solche Position ist für mich ganz klar extrem rechts.
Oh je, glaubt ihr wirklich dieses Märchen vom xenophoben und "gefährlichen, unberechenbaren" Blocher.
Da kann man als Schweizer wirklich nur lachen.
Blocher setzt sich kompromisslos für die Erhaltung der Schweizer Souveränität ein (kein EU-Beitritt) und er getraut sich eben auch politisch "heikle" Themen wie z.B. den statistisch hohen Anteil von Ausländerkriminalität oder Fälle von Asylmissbrauch anzusprechen.
Da liegt es natürlich nahe, dass seine politischen Gegner in der Schweiz versuchen ihn in die rechte Ecke zu stellen ,denn mit politischen Argumenten konnten sie seinen Erfolg in den letzten Jahren nicht bremsen. Die Strategie ist jedoch so durchsichtig und substanzlos, dass man damit nur ein paar Jugendliche aus der "1.Mai-Krawall"- und Hausbesezterszene gegen ihn aufhetzen kann. (Und offensichtlich auch ein paar denk- und recherchefaule Journalisten in Deutschland.)
Die Väter seiner politischen Philosophie sind ziemlich leicht erkennbar: Friedrich August von Hayek und Milton Friedman. (Ausserdem hegt er eine gewisse Bewunderung für Winston Churchill.)
Seine Überzeugungen sind daher sehr wohl mit denjenigen von Ron Paul vergleichbar (Wirtschaftspolitik, Aussenpolitik, Bürgerrechte) auch wenn er in gesellschaftspolitischen Fragen eher traditionell-konservative statt libertäre Ansichten vertritt.
Es gibt keinen Grund für ein "Unwohlsein" wenn in diesem Blog von Christoph Blocher die Rede ist. Im Unterschied zu Ron Paul gibt es von Christoph Blocher nämlich nicht einmal "Newsletter" in welchen mit politisch unkorrekten Formulierungen am "rechten Rand gefischt" wurde.
P.S.: Ich weiss, dass Ron Paul die Newsletter nicht selber geschrieben hat.
Gruss aus der Schweiz!
Das ist ja schon eine Beleidigung Paul mit Blocher zu vergleichen!
Anonym hat gesagt...
"Das ist ja schon eine Beleidigung Paul mit Blocher zu vergleichen!"
Warum?
Ich kenne Blocher nicht, darum bitte ich um Aufklärung.
Ich finde den Titel allerdings auch unpassend. Wenn ich zwei Individuen vergleiche, holen ich alle Dinge in den Vordergrund , die, die sie unterscheiden und die, die sie gemeinsam haben.
Eine Rede alleine genügt mir überhaupt nicht, um diese Überschrift zu rechtfertigen.
Sorry, ich habe das "?" nicht gesehen.
Asche auf mein Haupt.
Was mir an Blocher mißfällt, und damit ist er leider ein typischer Politiker unserer Zeit und für mich kein wirklicher Freiheitsfreund, ist, daß er ständig das Ressentiment gegen bestimmte Gruppen und die Selbsgerechtigkeit seiner politischen Kientel anspricht, siehe zB das berüchtigte Plakat mit den weißen Schafen und dem schwarzen Schaf - hier "die Schweizer" das brave Volk, dort der kriminelle Ausländer. Über die Inhalte mag man ja debattieren, aber diese Art, ständig an die niedersten Instinkte der Wähler zu apellieren, halte ich für üble Demagogie. Unser Ex-Kanzler Schröder war auch ein Meister darin ("Wegsperren für immer") und dabei vielleicht perfider als Blocher. Anders habe ich bei Ron Paul den Eindruck, daß er Freiheit als positive Kraft sieht. Wenn er sich gegen die illegale Einwanderung ausspricht, hetzt er nicht gegen den individuellen Einwanderer, sondern wendet sich gegen eine Fehlentwicklung, die langfristig auch den Immigranten schadet.
Im Oktober letzten Jahres bin ich auf Dr.Paul und seinen Wahlkampf aufmerksam geworden. Seitdem fasziniert mich seine Freiheitlichkeit und Wahrhaftigkeit und ich habe mich immer wieder gern über eure bayerischen Aktivitäten informiert. Der Vergleich zu Herrn Blocher ist für mich allerdings der Hohn. Er ist ein gewiefter Rechtspopulist, dessen Ziel eine Polarisierung und keinesfalls die Vereinigung eines Landes ist. Ein wenig Recherche hätte vor dem Vergleich sicher gut getan. Nur als kleine Anmerkung: In folgendem Artikel wird über die "Schwarze Schaf"-Kampagne der Blocher-SVP berichtet, die mit dem Online-Spiel "Zottel rettet die Schweiz" ihren unschönen Höhepunkt erreichte:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511627,00.html
Schade, dass das Spiel gleich nach der Wahl aus dem Netz verschwunden ist. Es war ja soooooo niedlich...
Ich hoffe, ihr geht noch einmal in eine echte Recherche für den angestellten Vergleich von Dr. Paul und Herrn Blocher. Dann werdet ihr die inhaltlichen Diskrepanzen erkennen.
Der Link scheint ein wenig zu lang:
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511627,00.html
Hinten steht "html"
„Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet, von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern.
Der, der sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr.
Der, der sie aufzuklären versucht, stets ihr Opfer.“
Gustave Le Bon
Seit Jahren spielt sich in der Schweiz vor den Wahlen immer das gleiche Polittheater ab: die SVP provoziert mit Plakaten, welche die Grenze des guten Geschmacks knapp überschreiten und sie erhalten dafür von der moralinsauren, linkslastigen Presse zwei Monate lang gratis-"Wahlwerbung".
Ein mühsames Getue von beiden Seiten, aber wer die Schweizer Politik kennt, der betrachtet das Ganze ziemlich gelassen.
Denn eines ist klar: die SVP agiert zwar populistisch, aber als staatskritische, liberale und dem Schutz von Bürgerrechten verpflichtete Partei ist sie weit davon entfernt - SEHR WEIT DAVON ENTFERNT! - braunes Gedankengut zu vertreten.
Mir persönlich ist ein kratzbürstiger Blocher 100x lieber als die aalglatten Gutmenschpolitiker, welche auch gerne auf Bürgerkosten in der EU ein interessantes, "kosmopolitisches" Berufspolitikerleben führen würden und dafür bereit wären, unsere Souveränität und unsere direktdemokratischen Rechte aufs Spiel zu setzen.
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