Die Financial Times Int. schrieb gestern über den "True impact of mark-to-market on the credit crisis". Ich will hier nicht ins Detail gehen, was es mit diesem "mark-to-market" auf sich hat, wen das interessiert, der kann sich die jüngste Studie "Liquidity and Leverage" der Princeton-Uni durchlesen, die "ganz oben" (also bei den FEDs, EZBs und BIZs dieser Welt) diskutiert wird.
Das schreibt Wikipedia über "Mark-to-market":
"Mark to market (auch Neubewertungsprozess genannt) bezeichnet eine in der Finanzwelt gebräuchliche Bewertungsmethode für den Wert einer Eigenhandelsposition oder eines Portfolios. Bei dieser Methode wird börsentäglich der Marktpreis für eine Position ermittelt um darauf basierend Gewinn und Verlust zu bestimmen und nötigenfalls Sicherheiten im Bankbuch anzupassen. So ist zum Beispiel der endgültige Wert eines Futures welche in einigen Monaten abläuft unbekannt, daher wird zur Buchhaltung der tagesaktuelle Wert auf dem freien Markt bestimmt. Der ursprüngliche Anschaffungspreis der Position spielt dabei keine Rolle.
Besonders wichtig ist diese Methode an der Terminbörse, denn Gewinne und Verluste aus Termingeschäften werden täglich berechnet. Diese Buchgewinne und -verluste werden dann auch unverzüglich auf dem Margin-Konto des Traders berücksichtigt. Diese Anpassung der Margendeckung von offenen Positionen an die sich ändernden Schlusskurse von Futures und/oder Optionen auf den beteiligten Konten nennt man ebenfalls marking to market.
Meine Zusammenfassung für den Laien wäre, bezogen auf die aktuellen Entwicklungen der Subprime-Krise und der Banken:
"Wie können wir die Grundsätze ordentlicher Kaufleute so verdrehen, daß wir noch mehr Geld scheffeln und es trotzdem irgendwie legal ist und wir sogar wahnsinnig schlau wirken, solange es gut geht?"
Mich hat der Artikel sofort an eine Szene aus der Doku "Enron - The smartest guys in the room" erinnert. In dieser Szene sieht man, wie die Enron-Bosse ganz am Anfang der ganzen Geschichte freudig aufgeregt mit Champagner feiern, daß sie nun auch "mark-to-market" verbuchen können.
Man könnte eine ganze Menge über Enron schreiben (z.B. die Bush-Connection und Arnie Schwarzenegger), aber bleiben wir mal bei "mark-to-market".
Wikipedia schreibt über die Bilanzfälschungs-Methoden von Enron (merke: Enron war keine Bank, Banken dürfen das auch ganz legal!):
- Verkäufe von Waren (z. B. Erdgas) als Termingeschäft (d. h. ein in der Gegenwart vereinbartes Geschäft wird erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt) wurden bereits von Anfang an als Erträge gebucht. Zudem wurden ähnliche Geschäfte zum Einkauf derartiger Waren nicht als Aufwand gebucht. Dadurch steigt der Gewinn (und damit auch das Eigenkapital) in der Berichtsperiode.
Ein Schuft, wen das an Hypotheken-Verbriefungen erinnert, die küngtige Wertsteigerungen und Zahlungsströme berücksichtigen (der Vergleich hinkt im Detail...aber irgendwie...)
- Enron ging dazu über, solche Geschäfte mit in ausländischen Steuerparadiesen gegründeten anonymen „Offshore“-Gesellschaften abzuschließen, die unter der Kontrolle von Enron oder dessen Führungskräften standen, aber nicht in den Konsolidierungskreis des Konzernabschlusses des Enron-Konzerns einbezogen wurden. Enron machte praktisch Geschäfte mit sich selbst. Der Konzern wies die „Einnahmen“ aus diesen Geschäften in der eigenen Bilanz aus.
- Weiterhin begann die Firma, die „Käufe“ der Off-Shore-Gesellschaften von Banken vorfinanzieren zu lassen, sodass sich der Konzern über seine anonymen Tochtergesellschaften verschuldete, ohne dass dies in der Konzernbilanz offenbart wurde.
Hier muß man schon kein Schuft mehr sein, um an "SIVs" und "Conduits" erinnert zu werden...Es ist genau dasselbe.
We`ve been ENRONized, folks!
ENRON - The Smartest Guys in the Room
1 Kommentar:
Wieder tolle Darstellung. Schaue ich mir gerne über das Wochenende mal genauer an.
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