Mittwoch, 9. Juli 2008

Interview mit David Rockefeller

Die Zeitschrift "Smart Investor" führte in der aktuellen Ausgabe ein Interview mit David Rockefeller, das im "Gelben Forum" nachzulesen ist:

"Unsere Ökonomie ist durchaus ausbalanciert“

Smart Investor sprach mit David Rockefeller, dessen Biographie kürzlich auf Deutsch erschien, über die vergangene und zukünftige Rolle der USA in der Welt, über die Immobilienkrise und die Politik in seinem Heimatland.

Smart Investor:
Mr. Rockefeller, ist es wahr, dass Deutschland der Ursprung Ihrer Familie ist?

Rockefeller:
Also, um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht, es gibt auch keine belegbaren Erkenntnisse darüber. Eine Version jedoch besagt, dass unser Name früher Rockenfeller war und diese Familie in Neuwied in Mitteldeutschland gelebt hat. Eine andere Version lautet, dass unser Name früher Rocquefeuil ausgesprochen wurde und der Ursprung unserer Familie somit im Süden von Frankreich gelegen haben könnte.

Smart Investor:
Ihr legendärer Großvater John D. Rockefeller machte ein riesiges Vermögen in der Ölindustrie. Heute aber haben Sie und Ihre Familie nicht mehr viel mit Öl zu tun, oder?

Rockefeller:
Doch, immer noch, aber wir halten auch Anteile an Banken und sogar an Medienunternehmen.

Smart Investor:
Diversifikation ist also für Sie ein wichtiger Investmentgrundsatz?

Rockefeller:
Genau so ist es. Wir haben sehr gute Vermögensverwalter, die für uns die interessantesten Investmentthemen finden und gegebenenfalls auch Umschichtungen vornehmen. Unsere Familie ist heute sehr weit verzweigt investiert.

Smart Investor:
Man könnte Sie als Zeitzeugen des Aufstiegs und Abstiegs der Vereinigten Staaten von Amerika bezeichnen. In Ihrem Geburtsjahr 1915 waren die früheren Weltmächte England, Deutschland und Russland dabei, ihre Macht mehr oder weniger abzugeben, während Amerika mit großen Schritten zulegte. Seit ein paar Jahrzehnten nun gibt sie die Macht jedoch wieder ab. Wie sehen Sie sich selbst als Zeitzeuge dieser Veränderung?

Rockefeller:
Zunächst einmal war ich ein sehr interessierter Zeitzeuge und Beobachter. Darüber hinaus muss ich Ihnen allerdings sagen, dass ich Ihrer Analyse nicht ganz zustimmen kann. Ich würde an Ihrer Stelle die Vereinigten Staaten als große Macht in der Welt nicht ganz abschreiben. Sicherlich, die USA zeigen ihre Größe heute auf andere Weise, als dies vielleicht früher der Fall war. Aber es gibt doch eine ganze Reihe von mächtigen Menschen in Amerika, die das „große Spiel“ immer noch beherrschen und durchaus auch dominieren.

Smart Investor:
Aber dieses „Spiel“, wie Sie es nennen, kann doch wohl nicht mehr so weitergehen. So hat sich beispielsweise der Militärhaushalt der USA innerhalb von zehn Jahren von 350 auf weit über 600 Mrd. USD erhöht, was mehr ist, als alle anderen Nationen zusammen für das Militär ausgeben. Das schreit doch nach Korrektur! Denken Sie, dass die Vereinigten Staaten eine aktive Rolle im Hinblick auf die von Ihnen öfter so genannte „neue Weltordnung“ spielen werden?

Rockefeller:
Was Sie da gesagt haben, ist sicher richtig. Aber was Sie nicht gesagt haben, ist, dass die Vereinigten Staaten von Amerika eine sehr große Rolle zum Beispiel in den Wissenschaften spielen.

Smart Investor:
Sicherlich, aber Amerika als Nation sieht sich doch ganz dramatischen Herausforderungen gegenüber. Insbesondere aufgrund der Globalisierung, im Zuge derer mehr und mehr große Konzerne und Konglomerate die Macht übernehmen und immer weniger Staaten die Macht ausüben.

Rockefeller:
Ich finde diesen Trend, den Sie da beschrieben haben, prinzipiell ja nicht schlecht. Ich halte ihn sogar für sehr gut. Aber nochmals: Ich kann nicht erkennen, warum die Vereinigten Staaten in einem solchen von Ihnen beschriebenen Trend nicht weiterhin eine dominante Rolle spielen sollten. Und das auf viele verschiedene Arten, zum Beispiel im intellektuellen Bereich. Ich persönlich hoffe, dass unsere Führerschaft in der Welt noch lange anhalten wird. Und ich sehe, ehrlich gesagt, keinen Grund, warum das nicht der Fall sein sollte.

Smart Investor:
Lassen Sie uns einen Schwenk machen und über die augenblickliche Hypothekenkrise in Amerika sprechen. Ist es nicht nahe liegend zu unterstellen, dass aus dieser Krise ein großer Schaden für die amerikanische Wirtschaft und Nation entstehen könnte?

Rockefeller:
Also im Augenblick ist es in der Tat so, dass wir diese Krise sehr ernst nehmen müssen. Aber bedenken Sie, solche Krisen gab es schon öfter in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Ich kann mich an einige wirtschaftliche Krisen erinnern, zum Beispiel Anfang der 70er Jahre, als die Sparkassen sehr stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Damals hat sich jedoch die Nation auch wieder erholt, und ich weiß nicht, warum man unterstellen sollte, dass es diesmal anders sein wird. Die USA werden danach wieder eine führende Rolle auf verschiedenen Gebieten spielen. Was natürlich auch stimmt, ist, dass andere, aufstrebende Länder wie Indien, China oder Russland in ihrem politischen und ökonomischen Gewicht in den nächsten Jahren deutlich zunehmen werden – und das ja auch in den letzten Jahren schon getan haben. Und es wäre nur logisch anzunehmen, dass sich die einzigartige Stellung der USA durch diese aufstrebenden Mächte und Märkte natürlich verändern wird.

Smart Investor:
Wir sehen aber noch eine ganz andere Gefahr, nämlich die Pensionsfonds in den USA, die ja bekanntlich auch sehr stark in die nun in Verruf geratenen derivativen Hypothekenstrukturen investiert hatten und jetzt vermutlich große Verluste einstreichen müssen. Droht hier Ihrer Meinung nach nicht ein Desaster in den kommenden Jahren?

Rockefeller:
Es erstaunt mich etwas, dass Sie diesen Punkt erwähnen. Ich habe mich bisher eigentlich noch nicht damit beschäftigt beziehungsweise habe darüber auch noch nichts gelesen. Und ehrlich gesagt: Ich will mir deswegen jetzt auch keine Sorgen um meine Pension machen.

Smart Investor:
Wir hatten auch nicht an Ihre Pension gedacht, sondern an die der amerikanischen Unter- und Mittelschicht.

[allgemeines Gelächter]

Rockefeller:
Um es noch einmal zu sagen: Natürlich ist diese aktuelle Krise sehr, sehr dramatisch. Und wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um sie zu bewältigen. Aber Amerika wird sich aus dieser Krise wieder befreien, und ich sehe daher keine großen Gefahren für die Pensionen der Amerikaner.

Smart Investor:
Es sieht ganz danach aus, als wolle wieder einmal die Federal Reserve Bank dieser Krise mit dem Drucken von enorm viel neuem Geld begegnen. Was glauben Sie, könnte man diese Krise auch ohne die Fed bewältigen?

Rockefeller:
Meiner Ansicht nach hat sich die Federal Reserve in den letzten Jahrzehnten als wichtiger Bestandteil der US-Wirtschaft herausgestellt. Ich halte die Fed für ein Instrument, das die Wirtschaft in den USA seit langem stabilisiert und fördert.

Smart Investor:
Aber mal ganz ehrlich, ist es nicht so, dass bis zur Gründung der Fed im Jahre 1913 die ökonomische Welt stabiler war, wenn man sich zum Beispiel nur mal die Inflationsentwicklung ansieht? Stabiler als danach, und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg.

Rockefeller:
Oh, ich glaube nicht, dass man die Welt des 19. mit der des 20. Jahrhunderts vergleichen kann. In jedem Fall würde ich sagen, dass wir heute eine größere Stabilität haben, als dies vor der Fed-Gründung der Fall war. Ich finde, unsere Ökonomie ist durchaus ausbalanciert. Klar gibt es Fehlentwicklungen, aber im Großen und Ganzen ist sie im Gleichgewicht.

Smart Investor:
Aber finden Sie wirklich, dass Amerika so gesund und ausbalanciert dasteht, wenn doch dort 70% des Bruttosozialprodukts auf den Konsum entfallen und fast 24% des Steueraufkommens für Rüstung ausgegeben wird? Das ist für uns schon ein bisschen erstaunlich.

Rockefeller:
Ich sehe die ökonomische Grundausstattung Amerikas so stark, dass wir auch solche Kennziffern, wie Sie sie gerade genannt haben, durchaus verkraften können.

Smart Investor:
Ein ganz anderes Thema: Steuern die USA auf einen Krieg mit dem Iran zu?

Rockefeller:
Ich hoffe nicht, aber ich muss auch ganz klar sagen: Sollten die Umstände es erzwingen, dann müssten wir leider auch diesen Krieg führen.

Smart Investor:
Aber wer soll denn entscheiden, ob die Umstände es erzwingen? Im Falle des Irak wissen wir heute, dass die damals uns genannten Umstände falsch waren und der Krieg aus falschen Tatsachen heraus begonnen worden ist.

Rockefeller:
Nun, der Irakkrieg ist sicher ein Drama für unsere ganze Nation und wir haben keinerlei Grund, darauf stolz zu sein. Letztlich haben wir aber die militärische und auch die ökonomische Stärke, um auch damit umgehen zu können, ohne dass unsere Nation größeren Schaden erleidet.

Smart Investor:
Herr Rockefeller, was glauben Sie, welcher der Politiker, die sich gerade um die Präsidentschaft bewerben, hat die größte Eignung, um Amerika in diese neue Zeit zu führen mit all ihren Herausforderungen, und auch in diese neue Weltordnung, wie Sie sie ja schon öfter beschrieben haben?

Rockefeller:
Für mich ist ganz klar John McCain der beste Kandidat. Und zwar vom Intellekt her, von seinem Hintergrund her, von seiner Erfahrung her. Beispielsweise war er fünf Jahre lang im Vietnamkrieg in Gefangenschaft. Das allein zeichnet ihn meiner Meinung nach schon dafür aus, ein Volk zu führen. Deshalb ist er für mich der Qualifizierteste aller Bewerber.

Smart Investor:
Was wäre denn, wenn Barack Obama der nächste US-Präsident werden würde?

Rockefeller:
Obama ist ein streckenweise sehr unbekannter Mann, der erst kurz vor Beginn des Wahlkampfs auf der Bildfläche erschienen ist. Nichtsdestotrotz finde ich ihn faszinierend und auch in seiner ganzen Ausstrahlung und Redegewandtheit sehr bemerkenswert. Dennoch glaube ich nicht, dass er der geeignete Mann wäre, um Amerika in Zukunft zu führen.

Smart Investor:
Wir danken Ihnen sehr, Mr. Rockefeller, für diese Ausführungen. Sie waren sehr erhellend für uns.

Interview: Ralf Flierl, H.-W. Graf

Der New Yorker Milliardär David Rockefeller ist der letzte noch lebende Enkel des legendären Öl-Moguls John D. Rockefeller. David Rockefeller war in den 60er und 70er Jahren Chef der US-Bank Chase Manhattan, welche heute JPMorgan heißt. Der 93Jährige steht zusammen mit seiner Familie einem weit verzweigten Firmenimperium vor. Zudem engagiert er sich auch als Philantrop und Kunstmäzen, vor allem über die bekannte Rockefeller Stiftung. Von vielen Kritikern wird Rockefeller als Drahtzieher in vielen politischen Prozessen und als einer der exponierten Vertreter des militärisch-industriellen Komplexes gesehen, zumal er auch federführendes Mitglied in solch mächtigen Organisationen wie der Bilderberger Gruppe oder dem Council of Foreign Relations (CFR) ist.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für diesen Beitrag.
Diese Arroganz und Kaltschnäuzigkeit ist extrem beunruhigend wenn man diese auf die restliche Elite überträgt.

Anonym hat gesagt…

enteignen und erschießen!

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank, ist schon interessant. Mir wirft man vor ich lebe nicht in der Realität weil ich alles hinterfrage und mich nicht einfach belügen lasse, und da sitzt einer der reichsten Männer von der Erde und hat NULL Ahnung von den Menschen auf diesem Planet.

Rockefeller your time has come, not long now and your going down bro !!!

Fabio Bossi hat gesagt…

Zu "enteignen und erschießen":

Erstens sehen wir Kommentare, die zu Gewalt aufrufen, nicht so gerne und zweitens bräuchte es ja ein Instanz, die enteignet. Das ist traditionell der Staat und da ist das Geld auch nicht besser aufgehoben.
Es würde ja reichen, wenn die Herren Rockefeller und Co. sich dem freien Wettbewerb aussetzen müßten, anstatt die Regeln zu schreiben.
Aber den Unmut des Kommentators kann ich nachvollziehen...

Anonym hat gesagt…

@ anonym 16:40:
Ich denke nicht das Herr Rockefeller NULL Ahnung von den Menschen auf diesem Planeten hat, sondern eher, das sie ihm egal sind bzw. er diese als Bedrohung ansieht, weil unter anderem die Säuglingssterberate enorm gesunken ist und die allg. Lebenserwartung des Einzelnen sich enorm erhöht hat. In einem Clip auf YouTube sah ich ihn eine Rede darüber halten (bzw. nur einen Teil). Zu diesen Entwicklungen sagte er, das diese ja für den Einzelnen erfreulich seien, aber für die Erde ganz und gar nicht.
Echt, wenn ich diesen sehr alten Mann, mit seiner leisen, vor sich hingehauchten Stimme solche Dinge reden höre, da läuft es mir kalt den Rücken runter (ok, aus dem Munde eines sehr jungen, dynamischen Mannes oder Frau wären diese Worte nicht minder widerwärtig).

Was die Rockefeller Familie allgemein von den Menschen, also von uns, hält, davon kann man auch einen Einblick bekommen bei dem Interview von Aaron Russo, das (wenn ich mich richtig erinnere) Alex Jones mit ihm geführt hatte:

http://infokrieg.tv/russo_rockefeller_foto_220207.htm

Widerlich, aber enteignen und erschiessen ist natürlich nicht die Lösung, schliesslich wollen wir nicht wie die Weltelite handeln und auf ihr grottentiefes Niveau absinken.

Anonym hat gesagt…

Oh… so spricht also ein Philantrop. Ok, dann favorisieren die wirklich McCain. Naja, im Endeffekt ist es ja eh egal wer Präsident wird, wenn man nur zwischen zwei korrputen Säcken wählen darf, die für die selbe Seite spielen.

Anonym hat gesagt…

@serine:
Sehr interessantes Interview!
Der Rockefeller gehört einer Sippe an, die gelernt hat zu herrschen und dies als ihr legitimes Recht ansieht. Genauso wie andere Familienclans, die diesen Anspruch schon seit Jahrhunderten stellen. Die Zahl ist wohl überschaubar, wobei anzunehmen ist, dass Bankiers-Familien den größten Teil ausmachen (bitte nicht mit der historischen Keule kommen - Meinungen sollten frei diskutierbar sein; jede Maßnahme, diese Freiheit gesetzlich einzuschränken ist nur eine weitere Maßnahme der Machtzementierung).
Was also machen mit Leuten, die seit Jahrzehnten oder -hunderten den gewaltsamen Tod von Millionen in Kauf nehmen oder sogar anstreben um ihre persönlichen Interessen durchzusetzen, und dies als gottgegebenes Recht ansehen; die jede menschlichen Moral oder Ethik in ihrem Allmachtsglauben selbst definieren und über alle Werte stellen, die der Mensch als notwendig für ein friedliches Zusammenleben erarbeitet hat?
Ich denke, dass uns heute ein falsch verstandener Pazifismus lähmt, die Dinge zu verändern. Tyrannenmord ist meiner Meinung nach legitim, um gesellschaftspolitische Umstrukturierungen zu stabilisieren.
Wenn ich die Anzahl der 9/11-Zweifler bedenke, sowie das Misstrauen gegen die von den Banker-Eliten gesteuerte US- und EU-Politik, nehme ich diese Umstrukturierung als bereits vollzogen an (die Vernetzung wird die Entwicklung noch weiter transportieren).
Warum ändert sich also nichts?

Anonym hat gesagt…

Bei dieser autistischen Kaltschnäutzigkeit läuft es einem eiskalt den Rücken herunter.

Der Fehler Irak eine Tragödie für die Amis,aber Geld und Macht lässt uns,so sinngemäß,auch das überwinden.

Null Emphatie für irgendwas.
Bloß starke Ökonomie - Vormachtsstellung - Punkt.

 
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