Montag, 8. September 2008

Der Billionen-Dollar Schaden

Wenn davon gesprochen wird, daß Fannie Marx und Freddie Ze Dong "verstaatlicht" werden, dann ist das etwas simplifiziert. Eigentlich hat die Regierung die beiden "regierungs-gesponserten" Institute ja nur "entmündigt" und hat versprochen, für Teile der angerichteten Schäden aufzukommen.
Am berühmt-berüchtigten CDS-Markt hat die Rettungsaktion von Hank Paulson nun vielleicht "unintended consequences". CDS sind eine Art derivativer Kreditversicherung:

Wikipedia:

"Ein Credit Default Swap (CDS) ist ein Kreditderivat zum Handeln von Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnernamen.
Der Sicherungsnehmer bezahlt normalerweise eine regelmäßige (häufig vierteljährliche oder halbjährliche) Gebühr und erhält bei Eintritt des bei Vertragsabschluss definierten Kreditereignisses, also beispielsweise dem Ausfall der Rückzahlung aufgrund Insolvenz des Schuldners, eine Ausgleichszahlung.
Der CDS ähnelt einer Kreditversicherung. Dadurch erhalten Banken und Investoren ein flexibles Instrument, um Kreditrisiken zu handeln."


Bloomberg berichtet, daß sich 13 "Major Dealer" im CDS-Markt darüber verständigt haben, daß die Maßnahmen den "Versicherungsfall" im Sinne der CDS-Bedingungen darstellen.

Marketwatch.com berichtet von einer Schadenshöhe von 1 Billion FRN ("US-Dollar"):

"The U.S. government's seizure of Fannie Mae and Freddie Mac has triggered more than $1 trillion of credit default swaps tied to the mortgage giants.

The International Swaps and Derivatives Association said in a memo on Monday that 13 major credit default swap dealers unanimously agreed that a credit event had occurred.
After a conference call this morning, the ISDA said it will launch a protocol to help traders settle these derivatives contracts. The protocol will contain details of an auction that will take place to determine the value of the agreements to be settled
.

Update 09.09.2008:

Christoph hat eine sehr gute Zusammenfassung in der FTD gefunden. Offenbar ist die Angelegenheit doch nicht so teuer:

Die Feuerprobe der Kreditderivate

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das wird in den Medien etwas arg reisserisch berichtet.

Es mag sein, dass hier 1 Billion FRN als CDS im Raum stehen.

Aber: In den Medien wird m.E. "Versicherungssumme" mit "Versicherungsschaden" verwechselt. Und das ist ein gewaltiger Unterschied.

Per CDS versichert sind die Anleihen von F&F.

Im Gegensatz zu den stark im Wert gefallenen Aktien haben die Anleihen aufgrund der Quasi-Verstaatlichung jedoch kaum an Wert eingebüßt.

Das heisst: Hier werden zwar ein paar hundert Millionen oder wenige Milliarden zwischen den diversen CDS-Marktteilnehmern hin- und her geschoben, jedoch wahrscheinlich nichts in existenzgefährdender Größenordnung.

Fabio Bossi hat gesagt…

Hi Christoph,

alles ohne Gewähr, aber ich habe das so verstanden, daß der "Versicherungsfall" ausgerufen wurde. Im Schadensfall ist der Nominalwert die Versicherungssumme (zB lt. Jim Sinclair). Die müßte dann ausgezahlt werden. Allerdings kann der "Versicherer" dann vermutlich die F+F-Papiere einkassieren und die sind ja nicht "defaulted", was den "Versicherungsschaden" für den CDS-Emittenten reduzieren würde.
Wenn Du das meinst, sind wir uns einig.

Anonym hat gesagt…

Good morning!

Auch ohne Gewähr (und wer traut sich schon, anderer Meinung als Herr Sinclair zu sein ;-)

Aber:

Bei diesen CDS ist der Versicherungsnehmer fast nie identisch mit dem Anleihenhalter.

Der Begriff "Versicherung" ist deshalb irreführend; eigentlich handelt es sich eher um Wetten bzgl. eines Dritten.

D.h. der Versicherer kann die Anleihen nicht vom Versicherungsnehmer bekommen, weil der sie gar nicht hält.

Die ganze CDS-Konstruktion ähnelt eher einem Termingeschäft ohne physische Auslieferung.
Bloss der Differenzbetrag wird in cash gesettled.

my 2 cents

Fabio Bossi hat gesagt…

Hmmm...klingt logisch...

Aber dann müßte ja doch der Notional Value ausgezahlt werden, wenn die F+F Rettung als Versicherungsfall deklariert wird.
Ich verstehe dann die Argumentation nicht, daß der Schaden weniger groß sei, weil die Anleihen nicht wertlos sein.

Wenn die F+F-Rettung das im CDS-Vertrag definierte Schadensereignis darstellt, muß doch gezahlt werden,egal wer die Anleihen hält und was die wert sind, oder?

Anonym hat gesagt…

Ich nehme an, dass es darauf hinaus läuft, dass die ISDA eine Art "Quote" festlegt.

Ungefähr so: Auf 1 Milliarde "Versicherungssumme" müssen zwischen den Parteien z.B. 3,8%, d.h. 38 Millionen in cash gesettled werden.

Das halte ich für die wahrscheinlichste Vorgehensweise. Kann natürlich auch ganz anders kommen.

Mir persönlich würde das "Billionen-Szenario" ja auch besser gefallen.

Lassen wir uns überraschen....

Anonym hat gesagt…

Die bisher beste Erklärung zur Abwicklung findet sich hier:

http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/anleihen_devisen/:Rettung-von-Fannie-und-Freddie-Die-Feuerprobe-der-Kreditderivate/411038.html

 
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