Dienstag, 24. Juni 2008

Fußball gegen Rassismus

Vor dem morgigen Halbfinalspiel gegen die Türkei muss der deutsche Kapitän Michael Ballack - wie die Kapitäne der drei anderen Mannschaften auch - die Erklärung "Vereint gegen Rassismus" vorlesen.

Bleibt die Frage, wieso man überhaupt Sportler für hehre gesellschaftspolitische Zwecke zwangsverpflichtet?

Für die UEFA müssen Fussballer etwas ablesen; die Olympioniken haben dagegen vom IOC während Peking einen Maulkorb erhalten. Äußerungen zu Tibet sind tabu.

Aber immer geht es um Zwang: Tu dies! Tu dies nicht!


Angeblich ist die Kampagne bisher erfolgreich gewesen. So äußerte sich UEFA-Mediendirektor William Gaillard:
"Während des laufenden Turniers gab es noch keine rassistischen Zwischenfälle. Uns ist aber klar, dass das Phänomen Rassismus nicht über Nacht verschwindet. Deshalb werden wir weiter dagegen kämpfen."


Mich erinnert diese Aussage an den folgenden Witz:

Steht ein Mann auf der Strasse und klatscht immer wieder in die Hände. Kommt ein anderer vorbei und fragt: "Warum klatschen Sie denn?"
Antwortet der erste: "Ich vertreibe die rosa Elefanten."
Der zweite: "Aber hier sind doch gar keine rosa Elefanten."
Darauf der erste: "Sehen Sie! Es wirkt!"

Gruss,
Christoph

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Rassismus (wie auch Homophobie im übrigen) ist im/beim Fussball sehr wohl ein großes Problem und sicher nicht komplett inexistent wie hier behauptet wird mit den rosa Elefanten.

Fussballer im Nationaldreß haben ne besondere Verantwortung und der müssen/sollen sie gerecht werden.

Ballack ist mehr als nur eine Privatperson bei diesem UEFA-Turnier und innerhalb der deutschen Mannschaft und des DFB's.

Mit Zwang hat das so wenig zu tun wie wenn ein Arbeitgeber seinem Arbeitnehmer sagt, was er tun soll.

Ich verstehe auch nicht wieso sowas Bedeutendes wie Antirassismus hier mal wieder schlecht geredet wird.

Fabio Bossi hat gesagt…

Hallo CK,

ich gestehe, daß mir das auch kein Blogeintrag wert gewesen wäre, zumal in Fußballstadien sogar die richtige Zielgruppe sitzt und das Ganze (meines Wissens) auch nicht steuerfinanziert ist.
Mich stört die Kampagne jedenfalls nicht, ich kann aber nachvollziehen, wenn Christoph von dem Thema genervt ist (obwohl er sich nichtmal bei paxx als Nazi-Freund beschimpfen läßt, so wie ich...).
Wäre ich Michael Ballack, würde ich wahrscheinlich sogar mitmachen.
Allerdings geht es Christoph nicht darum, "Antirassismus" "schlecht zu machen" und ich frage mich, wie Du immer auf solche Interpretationen kommst. Außerdem frage ich mich, ob Du Dir vorstellen kannst, daß das jemanden, der kein Rassist ist, ziemlich nerven kann.

Liebe Grüße

Fabio

Anonym hat gesagt…

@Fabio: Wieso soll mich das nerven wenn jemand sich gegen Rassismus ausspricht ? Mich nerven viel mehr die Uh, Uh-Affengeräusche mancher Deppen, wenn ein Afrikaner am Ball ist. Da kann ein Ballack nicht oft genug solche Reden halten.

Antirassismus-Kampagnen sollte man jedenfalls nicht einfach so schlecht machen. Ob es was bringt, ist ne andere Frage, sicherlich nicht solange nur Ballack sich dagegen ausspricht und nicht auch die Fans in der Kurve selbst.

Fabio Bossi hat gesagt…

@CK:

"Wieso soll mich das nerven wenn jemand sich gegen Rassismus ausspricht?"

Das hast Du mißverstanden. Ich wollte wissen, ob Du Dir vorstellen kannst, daß es jemanden, der kein Rassist ist, nerven könnte, wenn ihm jemand unterstellt, er habe wohl etwas gegen ein Engagement wider den Rassismus, wenn er nur das aufgeblasene und floskelhafte ("gutmenschenhafte") an so einer Aktion kritisiert, wie Christoph das tut.
Die "Uh Uh"-Rufe nerven mich auch, genau wie die Pfeiffkonzerte bei den Hymmen.
Wenn Ballack da was ändern kann, umso besser. Wie gesagt, ich persönlich störe mich nicht an der Aktion, mir liegt es allerdings fern, jeden, den die Aktion nervt, auch noch so unterschwellig zu verdächtigen, ein Rassist zu sein oder mit Rassisten zu sympathisieren.

Anonym hat gesagt…

das ist doch viel schlimmer ;)

Anonym hat gesagt…

"Antirassismus-Kampagnen sollte man jedenfalls nicht einfach so schlecht machen. Ob es was bringt, ist ne andere Frage"

Antirassismus Kampagnen unterstützen letztendlich Rassismus, genau wie auch Neonazi-Gegendemonstrationen letzendlich Neonazis unterstützen. Warum? Weil diese Dinge Rassisten/Neonazis/... Aufmerksamkeit geben. Aufmerksamkeit, die sie zu nutzen wissen und die sie haben wollen. Dafür machen sie das Ganze schließlich. Gewissermaßen lassen sich dort Parallelen zur Afghanistaninvasion / zum Irakkrieg erkennen.

Abgesehen davon, schonmal was von "Wer sich verteidigt klagt sich an" gehört? Das ist hier sehr ähnlich: Dadurch, dass man solche antirassistischen Aktionen durchführt impliziert man, dass es zumindest annähernd vernünftig ist, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe zu unterscheiden. Man geht auf die "Diskussion" ein und erweckt den Eindruck, Rassismus sei ein Thema, über das man "diskutieren" könne und zu dem man letztendlich je nach Geschmack eine Meinung beziehen könne. Letztendlich bringt es nichts und schadet nur, oder glaubt tatsächlich jemand daran, dass auch nur ein einziger Rassist das Fußballspiel guckt, Ballacks "Rede" hört und denkt: Stimmt ja, Rassismus ist blöd, ich höre auf damit."? Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Was soll stattdessen der positive Nutzen sein? Sollen Nicht-Rassisten über das Thema informiert werden? Zu dem Thema wird man heutzutage schon genug indoktriniert. Soll sich die Zivil-Courage verbessern und Menschen, die zuvor bei einem gewaltsamen rassistischen Übergriff nichts getan hätten, schreiten plötzlich ein, weil sie Ballack gehört haben? Auch diese Konsequenz erscheint mir als ziemlich weit hergeholt. Hat jemand einen anderen Vorschlag für eine positive Konsequenz dieses Ereignisses? Vielleicht übersehe ich was, aber bisher konnte ich mir nichts vorstellen.

Wenn man davon ausgeht, dass Rassismus keine logische Grundlage hat, muss man auch davon ausgehen, dass Rassisten sich zumindest in Bezug auf Rassismus irrational verhalten. Selbstverständlich lassen sie sich dann NICHT durch logische Argumente davon abbringen, zumindest nicht in dieser Form.

Fabio Bossi hat gesagt…

@Philberty:

Danke für die Anregungen. So habe ich das noch nicht gesehen.

Ich gestehe allerdings zweierlei:

1) ich habe über die UEFA-Aktion wenig nachgedacht

2) ich bin ohnehin der Meinung, daß das Problem "Rassismus" völlig überschätzt wird. Es gibt in meinen Augen garnicht soviele wirkliche Rassisten, wie behauptet wird. Man nennt jemanden nur sehr schnell "Rassist".

(Letzteres könnte ja eigentlich, wenn ich denn Recht habe, eine gute Nachricht sein, wird mir aber eher als "Verharmlosung" interpretiert.)

Allerdings kann ich zumindest dem Argument mit der "Diskutabilität" nicht folgen. Solche Aktionen zielen ja gerade darauf ab, daß Rassismus indiskutabel ist und bieten Rassisten doch keine Plattform. Ich kann nicht erkennen, wo die UEFA auf die Rassisten "eingeht".

PS, @CK:

Rassismus ist für mich "indiskutabel". Nur ist nicht alles, was Du für rassistisch hälst, in meinen Augen Rassismus. Daran entbrennt dann bei uns beiden öfter mal ein Disput.

 
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