Mittwoch, 2. Juli 2008

Für eine Umkehr des Rating-Geschäftsmodells

Am 7. Juni schrieb ich als Kommentar zum Beitrag "Downgrading Monoliner Ambac + MBIA":


Allmählich scheint diese Erkenntnis auch in Bankenkreisen anzukommen. So schreibt Marco Curti, der Präsident der Swiss Financial Analyst Association und Leiter des Research der Zürcher Kantonalbank, in einem Gastartikel für die NZZ:

Vermeidung von Interessenkonflikten

"In Frage gestellt werden müsste das Grundproblem, nämlich das Geschäftsmodell der Rating-Agenturen wie Standard & Poor's, Moody's Investors Service oder Fitch Ratings. Deren Bonitäts-Bewertungen werden immer im Auftrag des Emittenten erstellt und von ihm auch bezahlt, also von den Produzenten von Finanzprodukten beziehungsweise den geprüften Firmen – und nicht von den Abnehmern dieser Produkte, den Anlegern."

und weiter:

"Ein radikaler Lösungsansatz für den latenten Interessenkonflikt müsste sein, das Geschäftsmodell umzukehren: Die Anleger, also die Käufer der Finanzprodukte, sollten das Rating in Auftrag geben und bezahlen, denn sie sind die Nutzer dieser Produkte und tragen auch deren Risiken (besonders auch das Risiko falscher Ratings). Es müssten die Investoren sein, die den Prozess kontrollieren."


Schön, wenn logisches Denken hin und wieder auch mal in Banken anzutreffen ist.

Gruss,
Christoph

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wenn die mathematische Zusammenfassung der diversen Wertungen der verschiedenen Informationen über einen Emittenten einen Sinn hat, dann doch nur in dem schnellen Überblick, den sie ermöglicht.

Den Einblick in das Unternehmen zu gewähren, bleibt dem Unternehmer überlassen. Wie könnte ein Ratingunternehmen, beauftragt von potentiellen Kunden, sich Einblick in das Unternehmen veschaffen, ohne dabei auf die Interessen des Unternehmers, gut auszusehen, Rücksicht zu nehmen? Sollte es sich diesen Einblick erkaufen oder die Emission durch gestreute Zweifel in Frage stellen? Wer bezahlt die Ratingagentur für Urteile, die gegen die Emission sprechen?

Alles in allem ist die Idee wohlfeil, aber nicht leicht umsetzbar. Informationen und Werbung kosten Geld. Wer sich bewußt ist, dass eine Rating-Agentur Werbung treibt, der urteilt schon heute weniger blind.

 
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