Donnerstag, 24. April 2008

Hunger. Wer hat Schuld?

Die Preise für Lebensmittel steigen stark an. In vielen Regionen der Welt herrscht Hunger.

hungerndes Kind in Afrika

Aber was hat ein Artikel über Lebensmittel und Hunger in einem Ron-Paul-Blog verloren?

Bilder wie das obige sind etwas Schreckliches. Sie erinnern uns, die wir im westlichen Wohlstand leben, daran, dass etwas auf dieser Welt furchtbar schief läuft. Aber warum läuft das so schief? Wer hat Schuld?

Für die Medien und die große Politik ist das ganz einfach. Die Antwort lautet:
Spekulanten, welche aus Profitgier die Preis für Agrarrohstoffe an den internationalen Terminbörsen in die Höhe treiben.

Die Lösung ist natürlich auch ganz einfach. Man macht das, was man immer macht:
Subventionen, Hilfslieferungen, Preisfestsetzungen.

Aber ist das richtig?

Beispiel Afrika:

Die einheimische afrikanische Landwirtschaft wurde vom Westen konsequent in den Untergang getrieben. Der Kontinent wurde durch internationale Hilfslieferungen und vor allem durch den Export von westlichen Produktionsüberschüssen zu Dumpingpreisen abhängig gemacht.

Eigene nachhaltige Landwirtschaft hat sich für afrikanische Bauern nicht mehr gelohnt, also wurde sie eingestellt. Das ist auch vollkommen rational; wer würde schon etwas mit viel Mühe herstellen, wenn er es am Ende nicht verkaufen und damit Geld verdienen kann?

Der Rest an verbliebener Landwirtschaft wurde auf westlichen Druck durch "moderne Anbaumethoden" ersetzt. Genmanipuliertes Saatgut, Kunstdünger und Monokultur lassen grüssen. Das letzte bisschen Wissen um traditionelle Anbaumethoden ging so verloren.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Folgendes:

1961 wurde die Organisation für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gegründet. Die Begründung für Entwicklungshilfe an die gerade in die Unabhängigkeit entlassenden Länder lag in der so genannten Wiedergutmachung für erlittende Schmach und Qualen der Kolonialzeit.
1961 betrug die Bevölkerungszahl Afrikas ungefähr 290 Millionen Menschen.
Das heisst, dass Afrika 1961 - ohne die Entwicklungshilfe westlicher Staaten - 290 Millionen Menschen autark ernähren konnte.
Heute sind es ungefähr 1 Milliarde Menschen, die in Afrika leben, d.h. seit 1961 710 Millionen Menschen zusätzlich, die ernährt werden wollen.

Heute ist Afrika leider nicht unabhängig sondern im Gegenteil von Hilfslieferungen und Unterstützung der Industriestaaten so abhängig wie der Junkie vom Dope seines Dealers.

Jahrzehntelanges westliches Gutmenschentum (und natürlich auch eine Pille- und Kondom-verdammende römisch-katholische Kirche) trägt die Verantwortung für die afrikanische Hunger-Misere, nicht böse Spekulanten oder ein entfesselter Turbokapitalismus.

Was wäre denn die richtige Lösung? Quasi die österreichische Ron-Paul-Lösung?

Nun, Nahrungsmittel sind ein ökonomisches Gut. Ein Gut wie jedes andere.

Sozialisten (=unsere Politiker und Massenmedien) dagegen wollen uns weiss machen, dass es besondere Güter gibt.
Damit meinen sie, dass diese Güter zu "wertvoll" sind, um sie dem bösen freien Markt zu überlassen.
Besondere Güter sind in unserem Sozialismus so ziemlich alles: Wohnung, Arbeit, Gesundheit, Altersvorsorge, Bildung, Partnerschaft und natürlich auch Essen und Trinken.
Um solche besonderen Güter müssen sich natürlich unsere Politiker kümmern, sie wissen schliesslich am Besten, was gut für uns dumme Untertanen ist.

Und genau da liegt das Problem.

Aufgrund der sozialistischen Reglementierung klafft zwischen der Nahrungsmittelnachfrage auf der einen Seite und dem Nahrungsmittelangebot auf der anderen Seite eine immer grösser werdende Lücke.

Diese Lücke kann auf 2 Arten geschlossen und ein Gleichgewicht wieder erreicht werden:

A) Die Nachfrage sinkt
Bleibt es bei der sozialistischen Lösung mit Preisfestsetzungen, Quotenregelungen, Subventionen, Zwangsbiosprit aus Lebensmitteln und ähnlichen planwirtschaftlichen Folterinstrumenten wird die Nahrungsmittelnachfrage zurückgehen.
Und zwar durch millionenfachen Hungertod.
Das ist keine Frage des "Ob" sondern nur des "Wann".

B) Das Angebot steigt
Hätte die freie Markwirtschaft eine Chance, so würden steigende Preise den Bauern einen ökomischen Anreiz geben, mehr anzubauen. Produktion und damit das Angebot erhöht sich immer nur, wenn es sich lohnt.

So, jetzt harre ich der ethischen Moralkeule der Gutmenschen, die wahrscheinlich alsbald auf mich niedergehen wird...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ob Nahrungsmittel wirklich ein Gut sind wie jedes andere? Ich stimme mit Dir überein, daß die Hungerkatastrophen in Afrika zu weiten Teilen die Folge des weiträumigen Verschwindens der selbstversorgenden Landwirtschaft sind, was wiederum auf die Einfuhr relativ billiger Nahrungsmittel aus den Ländern des Nordens zurückzuführen ist. Aber Nahrungsmittel sind ein besonderes Gut im Hinblick auf die Verderblichkeit und die Notwendigkeit ständiger Verfügbarkeit für die Menschen. Dies führt wiederum zu der Notwendigkeit der Lagerhaltung (zB im Kornspeicher)- jedenfalls nach dem Seßhaftwerden der Menschen in größeren Gruppen, was wiederum mit zum Entstehen der Macht(Fähigkeit der Organisation und Aufrechterhaltung der Lagerhaltung) und diese wiederum zum Problem der Spekulation führt. Was ist denn die Lösung der österreichischen Schule dafür, wenn die Macht für Spekulationen verwandt wird, etwa wenn der "Lagerhalter" die Nahrung zurückhält, bis er der hungernden Gesellschaft seine Forderungen (Preise) aufzwingen kann? Diesen "schwarzen Kaptalismus" hat es ja immer gegeben. Ich denke nicht, daß die Lösung die sein kann, daß der Preis dadurch reguliert wird, daß die Spekulation für den Lagerhalter irgendwann uninteressant ist, weil seine potentiellen Kunden alle gestorben sind.

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Du kritisiert die Marktlösung mit der Hortung der Nahrungsmittel.

Nur kann ich eine Hortung nirgendwo erkennen. Die meisten Vorratslager sind auf langjährigen Tiefstständen.

Was im Moment mit den Preisen passiert, ist Folgendes:

Marktteilnehmer - nennen wir sie ruhig Spekulanten - zahlen an den Terminbörsen höhere Preise für Futures.

Diese Futures beinhalten keine Hortung der vorhandenen Lebensmittel sondern beziehen sich auf die erst zukünftig erfolgenden Ernten.

Die Bauern wissen also jetzt, welchen Marktpreis sie in Zukunft ungefähr für verschiedene Nahrungsmittel erwarten können.
Sie werden natürlich die Produktion derjenigen Nahrungsmittel forcieren, welche zukünftig besonders hohe Renditen erwarten lassen.
Alles andere wäre ja auch Irrsinn; ein Bauer ist schliesslich Unternehmer und nicht Samariter.

Die Alternative ist, dass der Staat sich um die Nahrungsmittel kümmert, also das notwendige Angebot organisiert.
Das heisst, dass die martwirtschaftliche Preisfindung durch Beamte mit Kristallkugel ersetzt wird.

Sowas gab's schon mal in Reinkultur; nämlich als Kolchos und Sowchos in der UdSSR.
Diese Planwirtschaft hat Millionen Hungertote auf dem Gewissen.

In der EUdSSR nähern wir uns langsam, aber stetig diesem Vorbild an.

Es läuft am Ende immer auf das hinaus, was Roland Baader so schön mit der Formel "Markt oder Befehl" auf den Punkt bringt.


PS:
noch was zur Hortung von Lebensmitteln: Ganz selten gibt's so was schon mal. Gewisse Kreise hatten vor der Franzözischen Revolution den Weizen gebunkert um das hungrige Volk besser gegen die Monarchie aufwiegeln zu können.

Dann haben dieselben Kreise Marie Antoinette den Spruch "Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Brioche essen." untergejubelt. Dieses Zitat stammt NICHT von ihr, sondern von Rousseau.
Aber es reichte - wie beabsichtigt - um die Massen ausflippen zu lassen.

Gegen so eine Manipulation auf allerhöchster Ebene wäre man mit staatlicher Kontrolle wohl auch heute machtlos.

Sind Nahrungsmittel ein Gut wie jedes andere?

Ich glaube ja.

Anonym hat gesagt…

@christoph
Danke für Deine Rückmeldung.
Was die derzeitige Nahrungsmittelkrise angeht, bin ich mir selbst nicht über die tieferen Ursachen im klaren. Teilweise ist dies sicherlich die gewaschsene Nachfrage aus den sog. Schwellenländern. Wenn die Leute sich eine zweite Mahlzeit leisten können was ich (anders als wohl unsere Bundeskanzlerin)erfreulich finde, wächst die Nachfrage und deswegen steigende Preise sind ein gesundes Signal an die Produzenten, die Produktion zu erhöhen. Auch mag die Subventionierung des Anbaus von Biodiesel die Nachfrage verknappt haben. Auch das sicherlich kein Argument gegen den "Kapitalismus", denn dem liegen ja staatliche Eingriffe zugrunde. Ich habe aber das unangenehme Gefühl, daß die Zuspitzung der Krise auf Spekulationen mit billigem Geld (Dollar) geht, wobei das Ziel höherer Preis enur ein Zwischenziel ist. Ihr kennt ja das Alex Jones mit Interview mit Aaron Russo.

Meine eigentliche Frage lag auf einer eher abstrakten Ebene und ich weiß nicht ob, es stimmt, daß einzig eine staatliche Planung die Alternative ist. Meine Vision liegt in freiwilligen genossenschaftlichen Zusammenschlüssen auf lokaler, regionaler und eventuell auch globaler Ebene.

Interessant, daß Du an die Zeit vor der französichen Revolution erinnerst. Tatsächlich hatte das alte feudale System, in dem die Feudalherren jedenfalls moralich verpflichtet waren, für Ihre Untertanen zu sorgen im großen und ganzen wenigstens Hungerkatastrophen verhindert, während das zentralisierte Wirtschaftssystem des revolutionären Frankreichs große Schwierigkeiten hatte, sein Volk am Leben zu halten.

Im übrigen seh ich natürlich auch, das Lebensmittel ökonomischen Gesetzen unterliegen.

Neu für mich ist übrigens, daß dieser zynische Spruch auf Rousseau zurückgehen soll. Ohnehin eine etwas fragwürdige Gestalt, kann es mir daher gut vorstellen. Aber das ist wohl ein Thema für sich.

 
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