Samstag, 10. Mai 2008

75 Jahre Bücherverbrennung

Heute vor 75 Jahren fand in Deutschland die so genannte Bücherverbrennung statt.

Bei dieser von der Deutschen Studentenschaft organisierten "Aktion wider den undeutschen Geist“ wurden Bücher von Heinrich Heine, Bertolt Brecht, Franz Kafka, Karl Marx, Heinrich Mann, Kurt Tucholsky und einiger mehr verbrannt.

Grundlage für die Auswahl dieser Bücher war:

- Literatur des Marxismus und Kommunismus
- "Volksentfremdete Großstadtliteratur"
- Literatur, die das Erlebnis der Frontsoldaten in den Schmutz zieht
- Literatur, die die sittlichen und religiösen Grundlagen des Volkes untergräbt
- Literatur zur Verherrlichung der Weimarer Republik
- Literatur, welches das Empfinden nationaler Kreise verletzt

Bücherverbrennung an sich war und ist jedoch nichts Neues. Eine kleine Auswahl:

- Im alten China wurden auf kaiserlichen Befehl die Schriften von Konfuzius verbrannt.
- Im alten Rom wurden anfangs christliche Schriften verbrannt.
- Nach dem "Sieg" des Christentums wurden in Rom dann die "heidnischen" Schriften verbrannt.
- 1242 gab es die so genannte Talmudverbrennung, bei der sämtliche in Frankreich, England, Portugal und Spanien entdeckten jüdischen Bücher vernichtet wurden. Die Bücher-Scheiterhaufen brannten angeblich zwei Tage lang.
- 1793 verbrannten französische Revolutionäre unter Leitung von Robespierre die royalistische Literatur.
- Als die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg eintraten, wurden in mehreren US-Bundesstaaten deutsche Bücher verbrannt.
- 1988 wurden von muslimischen Eiferern "Die satanischen Verse" von Salman Rushdie verbrannt.

Anlässlich der Bücherverbrennung vor 75 Jahren hat Bundespräsident Horst Köhler bei einer Gedenkstunde dazu aufgerufen, die Freiheit des Wortes weltweit zu verteidigen.

Doch wie weit ist es her mit der Freiheit, wenn heute immer noch einige Bücher verboten sind? Hitler's "Mein Kampf" ist von diesen wahrscheinlich das Bekannteste. Viele revisionistische Bücher sind auch verboten. Begründung ist meist entweder "Verherrlichung nationalsozialistischen Gedankenguts" oder "Volksverhetzung".

Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich stelle solche Bücher nicht auf ein Niveau mit Meisterwerken von Heine, Brecht, Kafka oder Tucholsky.

Aber darum geht es nicht. Es geht um die Freiheit.

Hayek definiert Freiheit als Abwesenheit von Zwang und Willkür. Freiheit ist nicht teilbar.
Dazu gehört auch die Freiheit zu lesen, was immer man möchte.

In einem Staat, in dem es staatliche Leseverbote gibt, gibt es keine freien Bürger.

Gruss an alle,
Christoph

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich möchte hier etwas anmerken. Bei der Behauptung das Buch mein Kampf sei in Deutschland verboten, handelt es sich um einen sehr weit verbreiteten Mythos.
Tatsächlich sieht es derzeit so aus, dass der Freistaat Bayern Anspruch auf die Urheberrechte erhebt und auf dieser Grundlage gegen Nachdrucke des Buches vorgeht.
Der Besitz von- und Handel mit Ausgaben aus der Zeit vor 1945 ist dagegen derzeit nicht verboten.
Es dürfte nur schwierig sein ein entsprechendes Exemplar aufzutreiben.

Im Endergebnis macht das momentan natürlich keinen großen Unterschied und führt nur zu unnötiger Legendenbildung die den Nazis in die Hände spielt.

Interessant dürfte es aber sicher werden wenn 2015 die urheberrechtliche Schutzfrist ausläuft.

Anonym hat gesagt…

Da du dich auf Hitlers "Mein Kampf" noch mit Rechtfertigung der unteilbaren Freiheit beziehst (bestimmt schwer so ein unglaublich freiheitsfeindliches und Menschen verachtendes Buch zu "verteidigen" , zumindest gegenüber einigen Leser des Blogs) so gibt es tatsächlich verbotene Bücher in DE, die weder das eine noch das andere sind.
Es werden auch komplett harmlose fiktionale Bücher von Bürokraten verboten, die mal eben nicht in ihre romantische Vorstellung gepasst haben oder sie haben es schlicht komplett fehlinterpretiert und meinten, dass man die Gesellschaft davor bewahren müsse.
Das beste Beispiel ist Bret Easton Ellis Meisterwerk.
Eines meiner Lieblingsbücher, American Psycho, war auch von 1995 bis 2001 durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert. Das waren zwar nicht meine Lesezeiten (Grundschule ^^) aber jetzt im Rückblick kann ich dies immer noch nicht verstehen. Ich bin deshalb darauf aufmerksam geworden, da noch viele geschnittene Ausgaben im Umlauf waren und die wollte ich natürlich nicht erwerben.
Dieses Verbot war, wie mir mein Onkel auch sagte, sogar verkaufsfördernd. Viele Bücherwürmer wollten Mitte der 90er Jahre wenigstens das Buch in den Händen gehalten haben oder wenigstens die "bösen" Stellen nur überfliegen, die vom Kumpel markiert worden sind. Das künstlerische Werk wurde somit in der öffentlichen Meinung auf die Gewalt reduziert und Leute , die das Buch schon vor den medial aufgeputschten Skandal besaßen, konnten natürlich nur den Kopf schütteln, da sie es am Stück gelesen haben und auch richtig verstanden haben im Gegensatz zu den Gesellschaftsklempnern im Staat.

Ich frage mich nur, wann denn mal kapitalistische Werke und Bücher, wie die von der Österreichischen Schule verboten werden, da sie nach diktierter staatlicher Meinung nicht in die Vorstellung des sozialistischen Wohlfahrtsstaat passen, da sie "unsolidarisch, unsozial" sind und somit "Menschen verachtend" sind und irgendwann von der medialen Aufsichtsbehörde der EUDSSR mit Hitlers "Mein Kampf" gleichgesetzt werden.

Wer denkt, dass ich übertreibe, der muss wohl in einem abgeschotteten Keller leben oder nicht mehr klar denken können (dann haben die Medien ja alles erreicht)

Wer heute libertäre oder gar nur leicht liberale Ideen verteidigt, ist im öffentlichen Diskurs ein Spinner, ein Nazi, ein Lobbyist der Industrie, ein Weltfremder, ein 3. Welt Befürworter, ein Armutsbefürworter, ein Darwinist, ein Kriegshetzer, ein Ausbeuter usw. usf..
Es geht nicht nur um Verbote, sondern auch um Ausgrenzung und Nichtbeachtung, was in einer fast gleichgeschalteten Presse einem Verbot gleichkommt, nur in kaschierter Form.
Bestes Beispiel:

Ron Paul, aber dazu ist schon alles gesagt und bekannt.

Anderes Beispiel, um an meiner Vermutung anzuschließen:

"Entnationalisierung des Geldes" von Friedrich A von Hayek. Einstiger Nobelpreisträger wurde nach diesem meisterhaften Werk (ein wahres rein kapitalistisches Werk und nicht der Keynes Schrott, der uns in der "Wirtschaftsabteilung" des Buchladen entgegensteht mit Titeln wie: "Gewerksachaften sorgen für Aufschwung", "Wie reguliert man den chaotischen Kapitalverkehr" usw.)

Es mutet schon schwer an, dass nicht mal besagte Hayek Stiftungen dieses Werk wirklich thematisieren oder googlet mal "Entnationalisierung des Geldes"
Ergebnis:
-----ZITAT----
Meinten Sie: Internationalisierung des Geldes
------ZITAT ENDE---

Bücherverbrennung wäre heutzutage zu offensichtlich und würde die Gutmenschen an das 3. Reich (die einzige Diktatur, die für besagte Menschen jemals existierte) erinnern und somit geht der Staat mit seinen kooperierenden Medien andere Wege.
Im Endeffekt ist genau das gleiche bezweckt worden, wie bei der Bücherverbrennung.
Man könnte jetzt noch das staatl. Bildungswesen aufführen, was letztendlich nichts anderes bezweckt als Erziehungsdiktatur und im Grunde genommen eine Bücherverbrennung vornimmt, direkt in den Köpfen der Schulpflichtigen, also allen.

Anonym hat gesagt…

@ Fiko

Danke für die Klarstellung!


@ Milfweed

Die "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien" bezieht sich ja immer auf den Gummiparagrafen Absatz 2 des Artikel 5 des Grundgesetzes.
Mit dem lässt sich im Zweifelsfall immer die im vorhergehenden Absatz 1 garantierte Meinungsfreiheit wieder einkassieren.

Bücher der Österreichischen Schule wurden bisher nicht verboten, weil sie eh kaum jemand kennt.
In meinen Studium (Wirtschaftwissenschaften) habe ich von meinen Profs nur Keynes vorgesetzt bekommen. Friedman galt bei denen schon als Revoluzzer.

Die Schere im Kopf funktioniert!

PS: Ich bin auch ein grosser Fan von American Psycho. Das Audiobook mit Moritz Bleibtreu ist sehr gut; die Verfilmung mit Christian Bale grossartig!

Anonym hat gesagt…

Ich kann dem Beitrag nur vollkommen zustimmen! Es ist maßlose Heuchelei, dass das Endergebnis doch kein großer Unterschied ist. Ein Buch von dessen Verbot mir bekannt ist, ist die Protokolle der Weisen von Zion. Dennoch sind weiterhin unermessliche viele Schriften verboten, oft auch mit der Begründung des Jugendschutzes.

Da halte ich es eher mit der Ansicht Ron Pauls. Jeder sollte für sich selbst entscheiden was er sich ansehen möchte, das gilt auch für das Internet. Und dafür, dass Kinder soetwas nicht sehen sind die Eltern verantwortlich und können auch den Zugang zu solchen Medien kontrollieren.

 
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