Montag, 26. Mai 2008

Die Betonfalle: Wie Spanien sich die Zukunft verbaut

Gestern Abend lief auf Phoenix die Auslandsdoku: "Die Betonfalle: Wie Spanien sich die Zukunft verbaut"

Viele Deutsche stellen sich unter spanischen Immobilien noch nette alte "weiße" Dörfer vorstellt, die im Laufe der Jahrhunderte organisch auf kleinen Hügeln entstanden sind. Ein Bild, das leider in weiten Teilen nichts mehr mit der Realität zu tun hat.

Im Laufe des Baubooms der letzten 10 Jahre, während dessen die Immobilienpreise kontinuierlich gestiegen sind, ist die Küste zubetoniert und um die grossen Städte Trabantenstädte errichtet worden.

Eine beispielhafte Trabantenstadt ist Ciudad Valdeluz vor den Toren Madrids. Wohnraum für 30.000 Menschen, eine Autostunde entfernt von Madrid, irgendwo im Niemandsland.
Und leer.
Die paar Leute, die sich durch die Werbeversprechungen der Bauträger haben bezirzen lassen und dort eine Eigentumswohnung erworben haben, verlieren sich in den einsamen Strassen. Keine Cafes, keine Bars, kein Supermarkt, kein Arzt, keine Polizei.
Ein Beton gewordener moderner Albtraum wie eine sozialistische Plattenbausiedlung.


Für viele junge berufstätige Menschen ist Wohnraum allerdings absolut unbezahlbar.

Wie kann das sein? Leerstände im grossen Maßstab und gleichzeitig hohe Immobilienpreise? Wieso bildet der Markt aus dieser Angebots-Nachfragesituation keine günstigeren Preise? Versagt hier die freie Marktwirtschaft? Sollte der Staat eingreifen?

Leider denken viele der interviewten jungen Leute genau so. Es wurden Forderungen genannt wie zum Beispiel:
"Der Staat sollte ein Gesetz erlassen, dass Wohnraum nicht leerstehen darf. Spekulanten, die es trotzdem tun, sollten vom Staat mit hohen Abgaben bestraft werden."

Diese jungen Leute denken tatsächlich, dass der Markt versagt hat. Und das ist auch kein Wunder, schliesslich sagt ihnen keiner die Wahrheit. Und die sieht so aus:
Der freie Immobilienmarkt in Spanien kann gar nicht versagt haben, da es gar keinen freien Immobilienmarkt gibt. Versagt hat - wie immer - ausschliesslich der Staat, und zwar durch sein Eingreifen in den Markt:

Die privaten Bauträger haben günstige Kredite von den Banken erhalten. Im Gegenzug haben hunderttausende neuer Immobilienkäufer ihre frisch gebauten Häuser und Wohnungen mittels hoher - bei den Banken aufgenommenen - Hypotheken finanziert. Die Banken haben diese Hypotheken gebündelt und zu Wertpapieren gemacht. Zu so genannten Mortgage Backed Securities (MBS).

Der Bauboom ist zu Ende, viele Kredite, Hypotheken und MBS sind notleidend geworden. Viele Banken und Bauträger müssten eigentlich dicht machen. Doch das will die Regierung nicht. Arbeitslose sind politisch unerwünscht. Ein Selbstreinigungsprozess des Marktes soll um jeden Preis verhindert werden.

Also hat Madrid klammheimlich bei der Europäischen Zentralbank interveniert. Die EZB tut der spanischen Regierung und den spanischen Banken den Gefallen und kauft die oben genannten MBS zum Nennwert an und nimmt diese in ihre Bücher. Bezahlt wird mit frisch gedruckten Euros.

So wird der spanische Immobilienmarkt durch Staatseingriff künstlich auf hohem Niveau stabilisiert. Die Banken werden gerettet. Die Preise bleiben oben. Die jungen Spanier müssen weiter auf günstigeren Wohnraum warten.

Und alle europäischen Bürger zahlen durch höhere Inflation und daraus resultierende Geldentwertung die Zeche.

Gruss an alle,
Christoph

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