Donnerstag, 29. Mai 2008

Ron Paul - Präsident der Herzen

In der Reihe "Bericht aus Bodrum" (von der diesjährigen Tagung der Property and Freedom Society) kommentiert André Lichtschlag über die dortige Diskussion über Ron Paul:

Bericht aus Bodrum VII.: Ron Paul – Präsident der Herzen
von André F. Lichtschlag

Einem Phänomen auf der Spur

Am dritten und letzten Konferenztag referierten Justin Raimondo und Robert Grözinger über das Phänomen Ron Paul. Raimondo ließ die Präsidentschaftskampagne in den USA Revue passieren, während sich Grözinger auf die Reaktionen in Europa konzentrierte.
Das spezielle Verhältnis zur Ron Paul charakterisiere, so Raimondo, sehr gut und grundsätzlich, „wo man steht“. Raimondo blickt tief in die Geschichte der „Libertären Bewegung“ in den USA zurück und macht in den Jahren 1978 und 1980 die entscheidende Zeit aus, die bis heute nachwirke, auch und gerade im Verhältnis der Protagonisten zu Ron Paul. In den beiden Jahren nämlich vollzog sich die Trennung des Vordenkers Murray Rothbard vom Cato Institute, der von ihm mitgegründeten und damals mit Abstand größten amerikanischen libertären Institution, die bereits einigen Einfluss gewonnen hatte. Die Cato-Zentrale zog damals von San Francisco nach Washington DC – und näherte sich auch inhaltlich dem amerikanischen Establishment immer stärker an. Ziel war es, die Regierungspolitik in Richtung niedrigerer Steuern zu beeinflussen.
Rothbard bewertete eine solche Ambition als „Verrat an libertären Ideen“. Er hielt es auch taktisch für einen schweren Fehler, ausgerechnet die Nähe der Nettostaatsprofiteure zu suchen. Rothbard und seine Freunde, zu denen damals bereits Ron Paul zählte, wollten lieber den „einfachen Mann“ überzeugen, den Politikverlierer, der von der Regierung ausgebeutet wird. Cato, das „Reason“-Magazin und große Teile der Libertarian Party bewerteten diesen Weg als „populistisch“.
Die mit Abstand größten Erfolge des „libertären Populismus“ erreichte nun gerade die Präsidentschaftskampagne von Ron Paul – die Hunderttausende junge Menschen und oft einfache Leute begeisterte. Raimondo wundert es nicht, dass dieses Erfolgsrezept dann am übelsten von den Leuten um Cato und „Reason“, also aus den eigenen Reihen, angegriffen wurde – mit einer Schmierenkampagne, die viele hierzulande an die Pressehetze gegen Hohmann, Herman oder zuletzt Peter Krause erinnern muss.
Wie im Fall Krause warf man auch Paul viele Jahre zurückliegende Artikel im falschen Umfeld vor. Raimondo zählt die Schmierenzitate nacheinander auf und stellt sie in den ursprünglichen Sinn-Zusammenhang, der die Vorwürfe als abwegig erscheinen lässt. Grotesk ist auch, dass man Paul „Homophobie“ vorwarf, ist der hier referierende „Paulista“ Raimondo selbst doch offen homosexuell. (Nebenbei: Hat man ähnliche Vorwürde nicht auch gegen Hans-Hermann Hoppe, den Organisator dieser Konferenz, erhoben, einem vermeintlichen „Schwulenhasser“ und guten Freund von Raimondo?)
Raimondo sagt, dass es die Angst vor dem Erfolg des konkurrierenden Weges sei, der die „Establishment-Libertären“ so böse werden und unmittelbar vor der ersten wichtigsten Vorwahl mit den Vorwürfen herauskommen ließ. Verständlich, ging es doch um ihre Existenz als Regierungsberater, die Ron Paul mit Rückgabe weiter Teile der Staatsaufgaben an die Bürger gefährden würde.
Die mitreißendste Rede des diesjährigen Bodrumer Kongresses hielt Robert Grözinger mit einem flammenden Appell: Die Ron-Paul-Revolution habe doch gerade erst begonnen! Das Internet sei erstmals in diesem Ausmaß als Gegenmedium genutzt worden und man könne heute nur ahnen, was in der Zukunft möglich sei. Zaghaft habe sich eine Art „digitale Nation“ formiert, die sich jedweder Gedankenkontrolle entzogen habe. Nicht zuletzt habe Ron Paul auch viele Europäer in ihrer Hassliebe zu den USA abgeholt und all jene, die von der aggressiven imperialistischen amerikanischen Außenpolitik angewidert sind, von der „Idee Amerika“ begeistert.
Grözinger rechnete vor, dass es etwa 4.000 bis 20.000 Europäer gebe, die Ron Paul unterstützten. Und dieses Potenzial vorwiegend junger Menschen, so Grözinger, werde weiter wachsen – unter dem Namen Ron Paul oder unter einem anderen Markenzeichen.

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