Freitag, 30. Mai 2008

Politisch korrekt ist praktisch falsch

In letzter Zeit bin ich eher nolens-volens öfter ´mal wieder mit dem ausgelutschten Begriff der Political Correctness konfrontiert worden.

Liebe Leser, ich muß Euch daher warnen, seit dem ich blogge, hat sich da was ganz Dummes rausgestellt:

Ich bin angeblich politisch inkorrekt. Yepp.

Angeblich bin ich Antisemit, Verschwörungstheoretiker, Klimaleugner, Rassist, Religionskritiker (wir haben 2008 und das ist immernoch ein akzeptabler Vorwurf??), Asozialer, Egoist, Schwulen- und wahrscheinlich auch Lesbenhasser, das ist manchen glaub ich noch nicht so klar, Rechter, Rechtsradikaler, Anarchist (gerne), Auschwitzleugner (Yeah! Jetzt fehlt nur noch Kinderschänder, das Golden Goal der Political Incorrectness - bzw. der Sudden-Death), Kapitalist, Libertär (ja, für manche ein Schimpfwort), selten Ökofuzzi und führer...äh...früher...politisch inkorrekter Vertipper (für die PCler: "Freudscher"), als ich noch mitgespielt habe, öfter auch "Moralapostel" und nach 5 Maß Bier könnte mich wahrscheinlich auch mal ein Kerl für einen Kommunisten mißverstehen. Egal wer von uns beiden besoffen ist.

Ja. So isses. Also Vorsicht.

Der Christoph, mein Bloggerkollege und guter Freund, ist das alles übrigens auch.

Der ist aber auch noch Sexist. Den hatte ich irgendwie noch nie. Vielleicht bin ich ja ein Softie.

Dafür hat ihn wahrscheinlich noch nie einer "Linker" genannt. Mich schon. Sogar ich selber, früher mal.
Und auf die Idee ist Christoph vermutlich auch nie gekommen ;-) Wir verstehen uns gut und "nennen" (bzw beschimpfen...es sind ja immernoch Schimpfworte in den Augen der PC-Gläubigen) uns irgendwie nie irgendwas, höchstens im Scherz, außer "Freiheitsfreund" (aka Libertär) oder "Paulite" (höflich anyone?), weil wir ja wissen, daß wir das NAP respektieren. Wir haben uns als Fans von Ron Paul zu erkennen gegeben und die Sache war klar.

Aber zurück zu den ganzen Vorwürfen gegen uns:

Unklar ist ja, ob wir heilbar sind oder nicht, weil wirklich problemlösungsorientiert sind die PC-Pedanten ja nicht und das interessiert sie ja auch nicht, weil sie uns ja bekämpfen und zum Schweigen bringen müssen, weil wir ja die Grundlage ihrer moralischen Überlegenheit bezweifeln.

Hätte echt nicht gedacht, daß unsere Bemühungen, den vielen schönen Gedanken der Freiheit aus libertärer Sicht (aus welcher denn sonst?!) Gehör zu verschaffen, soviel Mißtrauen, Verdächtigungen und Haß "provozieren" - weil wir sind ja immer selber schuld, der Christoph und ich, und noch so`n paar andere, die wir kennen und gut finden. Klingt komisch, is aber so.

Wenn mich persönlich manche dann näher kennenlernen, dann werde ich meistens mit der Zeit nur noch als "naiv", "blauäugig", "verblendet", "zu idealistisch" (besonders schön...) angesehen. Irgendwie spüren diese Menschen dann, daß ich kein Monster bin. Auch wenn ich manchmal komische Ansichten habe, die irgendwelche Kollektiv-Tabus vielleicht irgendwie beleidigen könnten, unter Umständen, zumindest wenn andere es "unkommentiert" lesen. Und manchmal werden daraus dann Individuen, die einander vertrauen und kennenlernen, so wie meine neuen Freunde und Bekannten bei den (Euro-)Paulites.

Das coolste Kollektiv der Welt. Jeder darf mitmachen. Und die Doofen verschwinden bisher von alleine, nach ´ner Weile, sogar die Trolle (jetzt sind es gerade diese Bob Barr Typen).

Aber die sanften und offenen PC-ler, die ´dran bleiben, lernen Toleranz und Buntheit kennen und gewinnen Vertrauen in die fremden Mitstreiter aus aller Herren Ländern mit dem gemeinsamen Traum, auch wenn man nicht in jedem Detail übereinstimmt.

Heute hatte ich ´ne Visitenkarte am Auto, an dem meine beiden A4-Ron-Paul-Plakate hängen.

Eine mir Unbekannter aus München, hat handschriftlich auf der Karte ergänzt:

RON PAUL ROCKS!


HE CURED MY APATHIE!

Das weiß man doch gleich: aha, endlich ist wieder jemand aus dem Albtraum aufgewacht, hat die rote Pille geschluckt und hört endlich auf in homo homini lupus (the mother of brainwashing) zu sehen.

Anyway. Wir waren ja bei den Vorwürfen. Ich wurde ja in die Ecke gestellt und soll nachdenken.

Also, diese ganzen Vorwürfe, die machen uns Leute, die sich für die Guten halten. Also PC sind (manche sagen das auch so von sich selbst) und was das ist, das bestimmen sie selber.

Ein wirklich netter, heterogener Haufen, auch ein paar Libertäre darunter. Aber unter Libertären insgesamt in der Minderheit. Unter normalen "Staatsbürgern" ist der Libertarismus ja schwer verschüttet. Seit Jahrhunderten unterdrückt. Deswegen stößt man eher selten auf überzeugte SPD`ler, die nicht PC-Kollektivisten sind, was wirklich schade ist, wie bei allen Linken, die es ja wirklich manchmal von Herzen gut meinen.

Man hat ja da schon mit einer Menge unterschiedlicher Leute zu tun und die allermeistens meinen das auch noch wirklich irgendwie gut, wenn sie einen dieser oder jener politischen Inkorrektheit bezichtigen. Jeder hat ja etwas anderes auszusetzen.

Irgendwann weißt Du ja garnicht mehr Bescheid, bei wem man welches "Tabu" respektieren soll.
Jeder Witz könnte einen ja bereits verdächtig machen, für diese amorphe Masse, das Kollektiv, die Matrix der selbsternannte PC-Gläubigen, mit ihren PC-Agent-Smiths und ihren Wächtern, die sogar die weltweite Bloggosphäre bevölkern und die reflexartig zuschnappen, bei auch nur irgendwie mißverständlichen Äußerungen. Es sind ja nie Leute, die mich heute aktuell und live persönlich kennen. Die sind nämlich auch noch in jedem Land dann doch noch irgendwie anders, weil ich ja auch mit dem Ausland kommuniziere, z.B. mit den Euro-Paulites. Die sind ja auch "PC"-Virus gefährdet... Und das lustigste ist, daß sie, also die PC-Kreuzritter, sich selber garnicht als Kollektiv sehen, weil sie ihre Gemeinsamkeiten ja leugnen, quasi per Definition. Sie kämpfen ja eifrigst für jeweils unterschiedliche politischen Korrektheiten, die sich manigfaltig überschneiden und verurteilen sich im Dienste des sie jeweils definierenden komplexen PC-Systems gegenseitig.

Divide-et-impera-Schach-Matt.

Aber nur wenn die Bauern mitspielen und übereinander herfallen.

(also wenn der Gedanke erlaubt ist, daß es da sowas wie Player gibt, liebe Anti-Verschwörungstheoretiker und nein, ich glaube nicht an UFOs unterm Nordpol, aber ich weiß, daß ich nichts weiß, liebe Ufologen)



Dieses Mißtrauen, macht ein friedliches Miteinander wirklich unmöglich, liebe PC-Gläubige, obwohl das doch Euer selbsterklärtes Ziel ist. Naja. Falls Ihr das lest, liebe Internet-Fremde, PC-Gläubige jedweder Couleur: Ihr werdet mich nicht zum Misanthropen machen.





Ihr nehmt mir nicht den Glauben daran, daß man auch vernünftig miteinander reden kann.
Dem Christoph auch nicht. Und auch nicht den Millionen Paulites auf dieser Welt.

Früher, in den USA, zur Zeit der von Ron Paul bewunderten "Gründungsväter", hatte man noch ein bemerkenswert anderes Verständnis von "Political Correctness":

"Der Begriff politisch korrekt wurde bereits 1793 in einem Gerichtsverfahren vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten (Fall Chisholm v. Georgia) erwähnt. Das Gericht stellte dabei eine Überlegung zu den Bürgerrechten an und bezeichnete es in diesem Zusammenhang als nicht politisch korrekt, einen Toast auf den Staat (die Vereinigten Staaten) statt auf das Volk (der Vereinigten Staaten) auszubringen, weil der Staat zwar das edelste Werk des Menschen, der Mensch selbst aber das edelste Werk Gottes sei.[1]"
http://de.wikipedia.org/wiki/Political_Correctness#Begriffsentwicklung

Gut, daß mit Gott war damals vielleicht noch irgendwie romantischer, weniger haßerfüllt gemeint, aber es kommt mir auch nicht so auf die Begründung an, liebe Co-Agnostiker und Atheisten ;-)

Die eigentliche Aussage ist aber stark: "Man sollte keinen Toast auf den Staat ausbringen, sondern nur auf das Volk". Nur auf die freien Bürger, nicht das noch freundschaftlich-bürgerliche staatliche Band, das im Laufe der Jahrhunderte zum Joch und dann zur Hydra heranwuchern würde. Und damals war noch klar, was die Trennlinie ist.

Markt oder Befehl.

Heute weiß das keiner mehr oder lebt in Ländern, wo es wahrscheinlich noch nie "gewußt" wurde, weil dort nie oder nur kurz die süße Luft der weitgehend staats- und gewaltfreihen Freiheit zu riechen war. Daß moderne Anarchisten so geschichtslos sein können, daß sie das libertäre Dynamit in der Verfassung der USA übersehen, ist eigentlich unerklärlich. Dieses Dokument, deren Verfassung, könnte als Rammbock gegen ihre Zentralbank dienen, um nur ein Bumm-Bon-Bon zu nennen.
Der Keuschheitsgürtel mit Schlüssel könnte - im Falle der USA - eben auch die Achillesferse des Herrschaftsapparates sein!

Wir in Deutschland und/oder in der EU haben sowas nicht.

Wir haben den Vertrag von Lissabon.

*Rohrkrepier*

Sind die "libertären" und wirklich ernsthaft humanistisch-liberalen-freiheitswilligen PC-Anhänger eigentlich noch ganz bei Trost, auf der Titanic der Freiheit?

Haben wir nicht besseres zu tun, als uns gegenseitig ideologisch unsägliche Attribute zuzuschreiben?

Gott-sei-Dank bekommen wir ja auch Lob, der Christoph und ich, für unser verrücktes Unterfangen, hier in München den alten Texaner anzufeuern.

The last Knight of Liberty.

:-)

In diesem Sinne, an alle die uns kennen und trotzdem mögen und lieben und auch an die anderen, die es ja meistens auch irgendwie gut meinen: ein schönes Wochenende.






6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und ein schönes Wochenende nach München!
Fabio, man könnte das ja fast eine Philippika nennen, wenn sie dabei nicht überaus menschenfreundlich wäre.
Was ich wirklich schade an Eurem Blog finde: Ihr habt mittlerweile so viele und dabei so gute Artikel, daß es wirklich bedauerlich ist, daß sie schon nach kurzer Zeit von den neuen "nach hinten" verdrängt werden. Dabei wär es schön, manche Diskussionen fortzuführen. Schon mal daran gedacht, auf ein Contentmanagent-System wie "Drupal" zu wechseln (so wie der Dailypaul)? Ich habe noch nicht viel Ahnung von diesen Dingen, aber wenn "wir" (entschuldige diesen Kollektivismus zu später Stunde) professioneller werden, sollte über die Form der Präsentation nachgedacht werden.

Fabio Bossi hat gesagt…

Hi Cologne!

Danke für die Blumen!
Ja, das Problem sehe ich auch.
Vielleicht erbarmt sich ja mal ein Leser und bietet uns Hilfe an. Christoph ist - glaub ich - auch nicht so der Crack.
Unsere Besucherzahlen pendeln so um die 300-1000 pro Tag, je nachdem, ob Infokrieg.tv ´mal wieder etwas von uns übernimmt und einen Link setzt.
Mangels Alternative rede ich mich bisher eben mit "per aspera ad astra" raus. Freiheitsfreunde sind es ja gewöhnt, es schwerer zu haben und dann müssen sie halt etwas ´rumscrollen...
Aber ich halt die Augen offfen!

Herzliche Grüße

Fabio

Anonym hat gesagt…

also mal ehrlich: politisch inkorrekt ist bei mir der wortgruppe der komplimente zugeordnet :D
wo wir gerade beim thema sind: stellt doch mal n paar videos von jesse ventura rein (bin mir sicher dass der euren antennen nicht entgangen ist), das hannity interview zum beispiel - der mann hat was. ventura/paul wäre das dreamteam für mich...

Anonym hat gesagt…

Weil euch Lob offenbar wichtig ist: an dieser Stelle ein dickes, fettes Lob aus Ost-österreich! Weiter so!

Fabio Bossi hat gesagt…

Danke Otto!

Naja, weißt Du, wenn man sich diese ganzen Vorwürfe anhören muß, ist es schon ganz schön, wenn es noch Leute gibt, die das anders sehen und gut finden, was wir machen.
Wir haben schon auch was besseres zu tun, als uns als Nazis beschimpfen zu lassen. Wenn das das einzige Feedback wäre, würden wir halt das bloggen einstellen. Wir sind ja keine Profis und haben nix davon (im Gegenteil).

Viele Grüße

Fabio

Anonym hat gesagt…

Hier kommt noch mehr Seelenbalsam für Euch Jungs:
Ich finde die Überhäufung des blogs mit qualitativen Artikeln, den exzellenten Wortschatz (Fabio's griechischstämmige Wortwahl lassen mich als Hellenen zuweilen selbst staunen ;-) einen Segen!
Colognepaulista's erwähnte Tatsache, dass aktuelle Artikel sehr schnell von der Start-Seite "nach hinten" verdrängt werden, ist als sehr positiv zu vermerken. Ich, für meinen Teil, fange mit der 2.-3. "Archivseite" an und arbeite mich in der Artikel-Historie von hinten nach vorne durch...

Ich hab' mir vor ein paar Wochen Dailypaul's eingesetztes "Drupal"-CMS auch mal angeschaut gehabt und es hat bei mir einen anständigen Eindruck hinterlassen. Prinzipiell lasse ich mich auch zu so einer CMS-Administration "erbarmen", will jetzt aber noch nichts versprechen :-)

Τα δε´οντα (Herzliche Grüße)

 
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