"Es war einmal", so fangen Märchen an.
Und die wenigsten wissen noch, dass alle (!) europäischen Währungen vor nicht allzu langer Zeit durch Gold gedeckt waren.
Was wäre denn, wenn - rein fiktiv - der Euro goldgedeckt wäre? Kann man das irgendwie berechnen? Man kann!
Dazu dividiert man die Goldmenge durch die Geldmengen.
Welche Goldmenge?
Die Summe der Goldreserven, d.h. die nationalen Goldbestände, die sich im Verantwortungsbereich der verschiedenen europäischen Zentralbanken befinden.
Von den Ländern, die den Euro als gesetzliches Zahlungsmittel verwenden, haben die folgenden Goldreserven (in Tonnen):
Belgien (227,7)
Deutschland (3.422,5)
Finnland (49,1)
Frankreich (2.748,6)
Griechenland (108,1)
Irland (5,5)
Italien (2.451,8)
Luxemburg (2,3)
Malta (0,2)
Niederlande (653,9)
Österreich (288,7)
Portugal (382,6)
Slowenien (5,1)
Spanien (425)
Zypern (14,5)
EZB (662,9)
In der Summe macht das 11.448,5 Tonnen Goldreserve. Bei einem aktuellen Unzenpreis von 554,17 Euro kostet eine Tonne Gold 17.816.979 Euro.
Daraus folgt, dass die Goldreserven aller Eurostaaten zusammen mit 204 Milliarden Euro bewertet sind.
Und welche Geldmengen?
Die von der EZB veröffentlichten Euro-Geldmengenaggregate (Stand Ende März 2008). Da gibt es verschiedene, wir betrachten die folgenden 2 Extreme:
- Das eigentliche Geld: Der Bargeldumlauf ist 638 Milliarden Euro.
- M3; die umfassendste Geldmenge. Diese besteht überwiegend nicht aus Geld sondern aus Geldforderungen. M3 sind 8.875 Milliarden Euro.
Goldreserve / Bargeldumlauf = 0,32
Goldreserve / M3 = 0,023
Das bedeutet, dass aktuell nur 32 Prozent des Euro-Bargelds und nur 2,3 Prozent aller Euro-Geldforderungen von Gold gedeckt werden könnten.
Selbst wenn man nur das richtige Geld, d.h. das Bargeld in Zirkulation, zu 100% mit Gold decken wollte, so müsste der Goldpreis entweder dreimal so hoch stehen oder die EZB müsste 24.000 Tonnen Gold zusätzlich erwerben.
Vollkommen abstrus wird es, wenn man sich M3 anschaut. Eine Golddeckung wäre nur möglich, wenn entweder der Goldpreis 43mal höher stünde oder aber die EZB zusätzliche 487.000 Tonnen erwürbe.
Wie irrsinnig diese Vorstellung ist, wird klar, wenn man weiss, dass in der gesamten Menschheitsgeschichte nur ca. 150.000 Tonnen gefördert wurden.
So, Ende des Gedankenexperiments. Schliesslich ist das hier ein Märchen. Aber der dem Fiat-Money innewohnende Wahnsinn sollte einigermassen gut rübergekommen sein.
Der Euro wird nie mehr goldgedeckt sein. Stattdessen wird ihn entweder langfristig der Hyperinflationstod ereilen (eher unwahrscheinlich) oder aber mittelfristig kommt die nächste Währungsreform und das Enteignungsspielchen geht in die nächste Runde (sehr wahrscheinlich).
Gruss an alle!
Christoph
Samstag, 3. Mai 2008
Was wäre wenn: Der Euro goldgedeckt wäre?
Eingestellt von Anonym um 13:25
Labels: Goldstandard
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11 Kommentare:
Sehr interessante Überlegung. Danke, daß Du das mal durchgerechnet hast. Im Ergebnis heißt daß doch, daß die Zentralbanken Ihre Goldmenge verdreifachen müßten, um allein das umlaufende Bargeld mit Gold zu decken. Und was passiert mit den Forderungen? Ich frage mich, daher ob es überhaupt für eine der großen Währungssysteme noch möglich ist, zum Goldstandard zurückzukehren.
BTW: Unser Goldstandard glänzt wieder.
Ron Paul bei CNNs Rolf Blitzer:
Das Rennen ist noch nicht vorbei:
Ron Paul auf CNN: "The race is still on"
http://www.youtube.com/watch?v=rBnkIBEukNo&eurl=http://www.dailypaul.com/
Solange auch der "manipulationssichere €" (haha) in staatlichen Händen ist, halte ich auch eine 100 % Golddeckung für sinnlos. Vor allem, wenn man es nicht eintauschen kann.
Abgesehen davon ist diese Überlegung hier wirklich ein Märchen - Eine Milchmädchenrechnung.
Danach würde es kein Fiat Money mehr geben und somit muüsste man on the long run auch nichts "umtauschen" nach aktuellen Reserve Note / Gold Kurs.
Ich hab jetzt keine Lust näher darauf einzugehen, aber einige verstehen mich vielleicht auch so, v.a. welche, die sich schon näher damit befasst haben.
Es wäre schon sehr geholfen, wenn das staatl. Geldmonopol fällt. Wir werden ja sehen mit welchen Geld die Verträge auf den offenen Märkten abgeschlossen werden. Den € soll es von mir aus noch weiterhin geben ^^
Hallo ihr Beiden!
Ich habe versucht, die von Euch angesprochenen Punkte aufzugreifen und habe das Ende des Artikels noch mal leicht erweitert.
Und ja Milfweed, konkurrierende Privatwährungen wären eine nette Sache! Lt. von Hayek würde sich dann eine Goldwährung von ganz alleine durchsetzen...
Hier gibts dazu eine sehr gute Abhandlung von einem der wenigen Spitzenökonomen:
http://www.ef-magazin.de/Inhalt_80_Stasisteuerstaat/ef80-baader-inflation.pdf
Eine goldgedeckte Währung ist eine gute Idee (nicht!). Wenn das Geld dann mal so richtig Stabil ist, brauchen die die's Geld haben sich keine Sorgen mehr zu machen, dass es abgewertet werden kann. Bedeuted: Lasst ruhig breite Teile der Bevölkerung in Armut versinken, die Mittelschicht verschwinden, mein Gold bleibt mir an Wert erhalten, und ich werde relativ gesehen sogar noch wichtiger!
Derzeitig muss man sich ja fürchten, dass wenn breite Teile der Bevölkerung in Armut versinken und die Mittelschicht verschwinden, das Geld auch plötzlich wertlos wird.
Also her mit dem Goldgeld und weg mit der Bevölkerung!
Oder lieber her mit der Bevölkerung und das Geld noch unstabiler machen?
"Lasst ruhig breite Teile der Bevölkerung in Armut versinken, die Mittelschicht verschwinden, mein Gold bleibt mir an Wert erhalten, und ich werde relativ gesehen sogar noch wichtiger!"
Lieber Anonym, fällt Dir was auf?
Das ist genau das, was gerade passiert. Du meinst doch nicht im Ernst, daß Arme und Mittelschicht die Profiteure von Fiat Money sind, oder?
Die Angaben in Bezug auf eine mittelfristige Währungsreform (sprich Enteignung und Werteverteilung von unten nach oben - und ich bin ein Kind der DDR und hatte das schon mal!) sind absolut richtig. Zweifelhaft dagegen ist es, einen Goldstandard für diese oder jede andere Währung einzuführen, denn die Großbankiers (und ich meine nicht Ackermann, sondern die Besitzer/Großteilhaber der Banken) werden leichtes Spiel haben, den Markt um Gold zu monopolisieren (sieht man ja an den angegebenen Zentralbank Rücklagen). Die Zentralbanken sind privat und profitorientiert organisiert und ein Goldstandard würde gerade dem ottonormal Bürger das finanzielle Rückgrad brechen. Das Kredit-Geld-System ist das Übel und muß reformiert werden. Das heißt: Zahlungsmittel ohne Zinsbehaftung.
Das soll nicht heißen, daß nicht JEDER VERANTWORTUNGSBEWUSSTE BÜRGER seine Sparvermögen zu min. 25% in Gold/Silber/Grundbesitz diversifizieren sollte, um nicht von der verschleierten Steuer namens Inflation enteignet zu werden.
@ anonym
Ich hatte auch mal gedacht, daß der Zins das Problem ist. Man könnte ihn natürlich verbieten, wie es in muslimischen Gesellschaften geschieht. Nur will jeder der Geld nicht nur aus Gefälligkeit verleiht, zumindest einen Ausgleich für ein Risiko und irgendwann kommt unausweichlich auch der Wunsch nach einem Gewinn. Muslimische Gesellschaften erlauben statt des Zinses, daß der Kreditgeber einen Anteil an dem Unternehmen, welchem er Geld zur Verfügung stellt erwirbt. Auf Dauer kommt es daher in muslimischen Gesellschaften zu demselben Übergewicht der Kapitalseite wie in unserem Wirtschaftssystem. Meine Vermutung ist, daß ein Zinsverbot ständig auf solche oder andere Weise umgangen würde.
"Schwundgeld" im Gesellschen Sinne haben wir sowieso, daß heißt für all diejenigen (dh. die meisten Menschen) die kein oder nur ein Vermögen haben, daß nicht groß genug ist, um durch Zinserträge den Inflationsverlust auszugleichen. Das gegenwärtige System ist durch diese Zinssteuer in der Tat auch in einem Umfang unsozial (ganz im umgangsprachlichen Sinne), daß es durch nette Sozialleistungen "für die breite Masse" garnicht ausgeglichen werden kann (da gebe ich der "Mises-Schule" - wenn ich sie recht verstehe- recht)
Ich glaube auch, daß konkurrierend Währungen am ehesten zu einer Lösung führen könnten. Geld hat ja auch verschiedene Funktionen, und die des "Wertspeichers" kann Edelmetallgeld sicherlich am besten erfüllen. Daß eine Gold- oder Silberwährung soziale Ungleichheit (im Sinne ungleicher Startpositionen) zementieren würde sehe ich auch nicht.
Der Autor vergißt,das Deutschland gar keien Zugriff auf die angegebene Menge Gold hat.Das Gold liegt in den USA und die haben die Hand darauf.Die Veröffentlichung das Deutschland Gold besitze ist genauso eine Manipulation der Masse wie so vieles andere auch.
Es gibt zig Veröffentlichungen die das bestätigen.War sogar mal eine Anfrage im Bundestag des ehemaligen Abgeordneten Hohmann.
@ Anonym
Der Autor hat unter anderem vor einigen Monaten folgenden Beitrag veröffentlicht:
Hat jemand unser Gold gesehen?
http://bavaria-for-ron-paul.blogspot.com/2008/01/hat-jemand-unser-gold-gesehen.html
In dem jetzigen aktuellen Artikel sollte bloss prinzipiell das im Fiat-Money-System immer größer werdende Ungleichgewicht zwischen Goldreserven einerseits und Geldmengen andererseits anschaulich dargestellt werden.
Dass das Gold der Deutschen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf ewig dem deutschen Zugriff entzogen ist, ist dem Autor bekannt.
Und natürlich macht das alles im Artikel Geschilderte nur noch schlimmer...
@Colognepaulista
Der Verlust, der dich durch Inflation im Verhältnis zu den Zinsen trifft, hängt nicht vom Vermögen ab!
Unser Geldsystem ist ziemlich Seltsam, aber ich bin mir sicher, daß man diese Seltsamkeit auch durch verändertes Verhalten ausgleichen kann. Unser reales Wirtschaftswachstum beträgt ca. 2%, das bedeutet, ein Kapitalgeber kann durchaus auch 1% des Gewinns einer durchschnittlichen Unternehmung einpacken, wenn er die Hälfte des "Einsatzes" beisteuert, ohne dass jemand benachteiligt ist (wenn die Anere hälfte, die Arbeit, auch mit 1% Gewinn belohnt wird. Damit das klappt, vorher Arbeitsmark aufräumen nicht vergessen, am besten mit Grundeinkommen oder so). Das ganze kommt erst durcheinander, weil durch unkontrolliertes Geldmengenwachstum eine Inflation entsteht, die im Voraus niemand in seine Renditechancen einberechnet (weil er es nicht kann...). Würden die Leute das tun, würden sie merken, dass die ganzen ach so tollen Kapitalanlagen auch nur ca. 2% Gewinn für alle + Umverteilung im Konkurrenten Nullsummenspielchen fabrizieren. Dann würden die meisten Leute merken, daß für die allermeisten die ehrliche Arbeit die bessere Verdienstquelle darstellt und der Rest (Fonds/Bankmanager/Richies) hätte niemanden mehr zum abzocken.
Die Händler könnten sich vielleicht sogar auf ihre eigentliche Aufgabe (Regelung der Warenverteilung) besinnen...
Nunja, das ist ein eher optimistisches Szenario :-)
GRuß,
Gnoomy
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